Auf coole Art Angst machen

Auf sein Herz achten – klingt doch gut. Dass die muntere Sängerin im Auftrag von Pharmafirmen unterwegs ist, kann man in dieser Anzeige leicht übersehen.¹ Die Aufforderung, sich ohne Symptome ständig selbst den Puls zu messen, um Vorhofflimmern² zu erkennen, ist keine gute Idee. Aber für die Firmen eine Möglichkeit, auf den dazugehörigen Websites^3,4 die Vorteile des eigenen Produkts anzupreisen.

• Schlaganfall? Nicht jedes Herzstolpern ist gefährlich und hat gleich Folgen.
• Aufs Herz achten? Puls fühlen hilft aber nicht, Vorhofflimmern sicher zu erkennen.
• Alte Gerinnungshemmer schlechter? So einfach ist das nicht.
• Ziemlich klein. Hinter der Aktion stecken zwei Pharmafirmen mit einem passenden Medikament.
• Höheres Blutungsrisiko? Auch neuere Gerinnungshemmer können Blutungen auslösen.

Werbung für rezeptpflichtige Arzneimittel ist in Deutschland verboten. Doch es gibt eine Grauzone: allgemeine Krankheitsinformationen, ohne Medikamente beim Namen zu nennen. Gerinnungshemmer spielen bei Vorhofflimmern eine wichtige Rolle. Die Firmen BMS und Pfizer, die hinter dieser Werbung stecken, bieten mit Apixaban einen neueren Gerinnungshemmer an. Der ist zehnmal so teuer wie ältere Mittel. Den Patient:innen wird nahegelegt, in der Arztpraxis gezielt nach „Unterschieden“ zwischen alter und neuer Therapie zu fragen. Allerdings sind die neueren Gerinnungshemmer nicht automatisch „Mittel der Wahl“, wie die Anbieter behaupten.⁵

Der Ansatzpunkt der Werbung ist bedenklich: Menschen, die überhaupt keine Symptome haben, werden aufgefordert, regelmäßig selbst ihren Puls zu messen, um Vorhofflimmern zu erkennen. Herzstolpern ist aber kein spezifisches Alarmzeichen für Vorhofflimmern. Selbst Fachleuten gelingt es nicht, durch Pulsfühlen zuverlässig Vorhofflimmern zu erkennen.⁶ Also kommt es häufig zu falschem Alarm. Lassen Sie sich also nicht durch ständige Selbstüberwachung verrückt machen. Wenn Sie Herzbeschwerden – auch Herzstolpern – spüren, dann wenden Sie sich lieber an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.⁷

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Stand: 31. August 2021 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2021 / S.28