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Was im Rauch aufgeht

E-Zigaretten, Tabakerhitzer, Shishas

Was E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Wasserpfeifen langfristig für die Gesundheit bedeuten, weiß derzeit niemand sicher. Was jedoch bekannt ist: Welche Stoffe beim Konsum entstehen und wie schädlich sie sind. Jüngste Berichte aus den USA haben viele Menschen aufgeschreckt.

Coconut-Breeze, Cherry-Crush, Menthol oder lieber Coffee Deluxe? Für jeden Geschmack ist etwas dabei in E-Zigaretten-Shops. Auf schmalen Holzregalen sind kleine, bunte Fläschchen aufgereiht: Sie enthalten die Flüssigkeiten („Liquids“), die in E-Zigaretten erhitzt und dadurch vernebelt werden.

Noch mehr Zigarettenersatz

Außerdem werden auch Tabakerhitzer angeboten. Sie funktionieren ähnlich wie E-Zigaretten, es wird aber kein Liquid erhitzt, sondern echter Tabak in Form einer Mini-Zigarette. Weil der Tabak nicht wie bei herkömmlichen Zigaretten verbrannt wird, entsteht auch kein Rauch, sondern Tabakdampf, den die Benutzer dann inhalieren.

Ebenfalls im Trend: Wasserpfeifen, auch Shishas genannt. Dabei wird spezieller Wasserpfeifentabak entweder mit einem glühenden Stück Kohle oder elektrisch erhitzt und dadurch verschwelt. Alternativ kommen statt Tabak auch Kräutermischungen, Früchte, Gele oder Flüssigkeiten zum Einsatz sowie poröse Steine, die mit aromatisierten Flüssigkeiten getränkt werden. Der entstehende Rauch oder Nebel wird durch Wasser geleitet und der entstandene Dampf über den Schlauch der Pfeife inhaliert.

Aber was wissen wir eigentlich über die gesundheitlichen Gefahren dieser vermeintlichen Alternativen zu Zigaretten? Sind sie wirklich ungefährlicher?

E-Zigarette: Was ist drin?

Hauptbestandteile der Liquids sind Propylenglykol und meist auch Glyzerin, dazu kommen Aromen. Die meisten angebotenen Liquids enthalten auch Nikotin. Beim Erhitzen entstehen kleinste Tröpfchen, die tief in die Lunge vordringen. Die Tröpfchen enthalten verschiedene gesundheitsgefährdende Substanzen, je nach Art der E-Zigarette und den verwendeten Liquids – zum Beispiel krebserzeugendes Formaldehyd oder Acetaldehyd und reizendes Acrolein. Dazu kommen reaktive Sauerstoffverbindungen und Metalle wie Nickel, Chrom oder Blei, die ebenfalls als giftig beziehungsweise krebserzeugend eingestuft sind.

Propylenglykol ist bei Inhalation atemwegsreizend. Für manche Aromen ist bekannt, dass sie reizend oder für Zellen giftig sein können, etwa Zimtaldehyd, das den Liquid nach Zimt duften lässt. Das gilt übrigens auch für Aromen, die in Lebensmitteln zulässig sind – denn was beim Essen harmlos ist, muss es beim Inhalieren noch lange nicht sein.1

Was entsteht im Tabakerhitzer?

Bei einem Tabakerhitzer-System wird der Tabak auf bis zu etwa 350 Grad Celsius erwärmt. Auch hier entsteht ein Nebel, über dessen genaue Auswirkungen noch wenig bekannt ist. Studien zu den Inhaltsstoffen stammen vor allem von den Herstellern der Produkte, sind also mit Vorsicht zu bewerten. Danach enthält der Tabakdampf weniger Teer als der Rauch von Zigaretten, auch der Gehalt an Kohlenmonoxid und krebserregenden Substanzen soll wesentlich geringer sein. Deutlich höher sind jedoch die Mengen an Glyzerin und Propylenglykol. Außerdem wurde beim Tabakerhitzen ein bestimmter Schadstoff entdeckt, der im Tabakrauch nicht vorkommt. Unabhängige Auswertungen der Herstellerdaten sind zu dem Ergebnis gekommen, dass der Tabakdampf Lunge und Leber schädigen könnte.2

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Shisha: Nicht nur heißes Wasser

Der Dampf aus Shishas riecht mal orientalisch, mal nach Kokosnuss oder Vanille: Klingt lecker. Ungefährlich ist er dennoch nicht. Auch wenn kein Tabak geraucht wird, entstehen dennoch schädliche Substanzen, ähnlich wie bei E-Zigaretten. Teilweise sind sogar größere Mengen an Schadstoffen enthalten als im Zigarettenrauch. Die Schadstoffe lassen sich durch elektrisches Erhitzen etwas reduzieren, aber nicht vollständig vermeiden. Shisha-Rauchen beeinträchtigt akut die Lungenfunktion, und wegen der hohen Kohlenmonoxid-Menge im Rauch kann es zu einer Vergiftung kommen.3

Schäden unklar

Die kurz- und langfristigen Folgen von Zigarettenersatz sind unzureichend erforscht.1,2 Auch aus der Wasserpfeife gerauchter Tabak wird – wie herkömmliche Zigaretten – ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und der Lunge sowie Krebs haben. Das gilt vermutlich auch für die tabakfreien Zusätze.3

Nikotin bleibt Nikotin

Bei allen genannten Methoden wird meist auch Nikotin aufgenommen. Bei einer Shisha kann es sogar deutlich mehr sein als bei normalen Zigaretten, weil ihr Rauchen mehr Zeit beansprucht als die berühmte Zigarettenlänge. Die Gefahr der Nikotinabhängigkeit besteht immer, also bei jeder Form von Nikotinaufnahme.

Dritte dürften durch E-Zigaretten und Tabakerhitzer weniger gefährdet sein als durch herkömmliche Zigaretten, weil weniger Schadstoffe in die Umgebung gelangen. Bei Shishas ist jedoch mit einer erheblichen Rauch-Belastung zu rechnen.1,2,3

USA: Mysteriöse Lungenkrankheit

Seit Anfang 2019 berichteten US-amerikanische Medien immer wieder über eine rätselhafte Lungenkrankheit, die vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auftritt. Zu den häufigsten Symptomen gehören Atemnot und Brustschmerzen, diagnostiziert wurden schwere Lungenentzündungen, die nicht durch Infektionen hervorgerufen wurden. Einige der Betroffenen mussten auf Intensivstationen aufgenommen und beatmet werden. Nach Angaben der zuständigen US-amerikanischen Behörde, den Centers for Disease Control and Prevention (CDC), wurden US-weit mittlerweile knapp 1.500 Erkrankungen bestätigt, darunter 33 Todesfälle.5

Alle Betroffenen haben laut CDC E-Zigaretten geraucht, die meisten nutzten dabei Liquids, die neben Nikotin auch Cannabis enthielten. Was genau die Krankheit verursacht, ist bisher noch nicht geklärt. Die Behörde warnt derzeit vor dem Konsum von E-Zigaretten, besonders vor Produkten aus dem Straßenverkauf oder selbst hergestellten Liquids. Der US-Bundesstaat Massachusetts hat den Verkauf von E-Zigaretten bis Ende Januar 2020 verboten.6 In den USA sind Liquids noch weniger reguliert als in Deutschland (siehe Kasten).7

E-Zigaretten
GPSP 2/2014, S. 9

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2019 / S.12