TV-Doktor mit Interessenkonflikten
Gesundheitssendungen im Fernsehen stoßen auf breites Interesse. Oft genießen die Moderator:innen großes Vertrauen, besonders wenn sie Ärztinnen oder Ärzte sind. Dass Zuschauer:innen dabei aber vorsichtig sein sollten, zeigt ein Fall, über den das Online-Medienmagazin Übermedien berichtete.1 So hat der TV-Arzt Johannes Wimmer lange Jahre für verschiedene Sendungen des NDR gearbeitet, obwohl er zahlreiche Interessenkonflikte im Bereich Medizin und Gesundheit hat.
Er verdient sein Geld nicht nur mit eigenen Online-Gesundheitskursen, sondern auch mit Social-Media-Beiträgen für eine große gesetzliche Krankenversicherung. Außerdem tritt er in Kampagnen der Pharmaindustrie auf – zum Beispiel in einer, die angeblich über Cholesterin aufklären will, in Wirklichkeit aber für Cholesterinsenker wirbt. Solche „Disease-Awareness-Kampagnen“ umgehen geschickt das Werbeverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel bei Verbraucher:innen.
Nach Recherchen von Übermedien hat der NDR die Zusammenarbeit mit dem TV-Doktor aus diesem Grund zumindest für die Gesundheitssendungen inzwischen beendet. Für Unterhaltungsformate wird er weiter vor der Kamera stehen. Auf die Anfrage von Übermedien, warum die Interessenkonflikte nicht vorher aufgefallen sind, obwohl der Sender explizite Regeln für solche Fälle hat, antwortete der NDR nicht.
Stand: 2. Januar 2023 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2023 / S.14