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© kali9/ iStockphoto.com

Sauerstoff bei COPD?

Nicht allen hilft eine Langzeitsauerstofftherapie

Bei Patienten mit einer schweren chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) verlängert eine Anreicherung der Atemluft mit Sauerstoff von mehr als 15 Stunden pro Tag das Leben. Eine neue Studie hat überprüft, ob das auch für Patienten mit leichter oder mittelschwerer COPD gilt.

Sicher sind Sie solchen Menschen schon mal begegnet: Sie führen beim Einkaufen eine Sauerstoffflasche in einem Rucksack oder einem Rollator mit sich und sind über einen Schlauch in der Nase oder über eine Maske mit dem Gerät verbunden. Meist ist der Grund für ihre Atemnot und diese Art der Behandlung eine weit fortgeschrittene COPD.

Was passiert bei COPD?

Beim COPD-Kranken entsteht Luftnot, weil die Wände der Lungenbläschen (Alveolen) durch Entzündungsreaktionen verdickt sind und den Gasaustausch behindern.
Schuld an den Entzündungen sind meist Schadstoffe, die über längere Zeit eingeatmet wurden. Oft ist es der Tabakrauch, denn der Großteil derjenigen, die an einer COPD erkranken, haben geraucht oder tun dies immer noch. Die Entzündungen betreffen auch die Schleimdrüsen in den Wänden der Bronchien. Es wird vermehrt Schleim gebildet und abgehustet. Außerdem gehen durch die lange Einwirkung der Schadstoffe bei vielen COPD-Kranken Teile der Alveolar­wände zugrunde, sodass aus den Lungenbläschen größere Hohlräume (Blasen) entstehen. Damit wird die gesamte innere Atemoberfläche für den Gasaustausch verkleinert – normal ist diese Fläche so groß wie ein Fußballfeld! Auch die Belüftung dieser Blasen ist schlechter. Die gesamte Veränderung heißt Emphysem und ist bei COPD unterschiedlich stark ausgeprägt.

Ein Emphysem entsteht unbemerkt, weil unsere Lunge in ihren Funktionen von Natur aus großzügig ausgestattet ist. Kurzatmigkeit und Luftnot stellen sich zunächst bei stärkerer körperlicher Anstrengung und oft erst nach Jahren ein. In fortgeschrittenen Stadien der COPD besteht Luftnot auch in Ruhe. Um den Gasaustausch zu verbessern, erhöht sich die Zahl der Atemzüge.

Was hilft?

Die Anreicherung der eingeatmeten Luft mit Sauerstoff aus der Flasche erhöht die Sauerstoffkonzentration im Blut und kann so die Luftnot lindern. Sie wird bislang allerdings erst empfohlen, wenn andere Therapien nicht mehr ausreichen.

Patienten mit schwerer COPD haben weniger Atemnot, wenn ihrer Atemluft täglich für mehr als 15 Stunden Sauerstoff beigemischt wird. Sie sind dann etwas leistungsfähiger, ihre Lungenfunktion bleibt weitgehend stabil und sie leben länger.1,2 Diese Behandlung nennt man Langzeitsauerstofftherapie (LOT). Sie schränkt den Alltag erheblich ein, denn Betroffene müssen praktisch den ganzen Tag Sauerstoff inhalieren, manche sogar die ganze Nacht. Wer eine mobile Sauerstoffdruckflasche nutzen kann, muss bei einer LOT immer 2 bis 3 Kilo zusätzlich mit sich herumtragen.

Bisher war unklar, ob eine LOT auch Patientinnen und Patienten helfen kann, deren Sauerstoffgehalt im Blut (Sauerstoffsättigung) in Ruhe noch normal ist, oder auch solchen Betroffenen, die nur bei körperlicher Belastung oder nachts an Sauerstoffmangel leiden.

Das untersuchten US-amerikanische Wissenschaftler bei 738 Patienten mit einer so genannten stabilen COPD (siehe Kasten).3 Sie wollten herausfinden, ob die LOT auch bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer COPD das Leben verlängert. Denn einzelne noch nicht so schwer erkrankte Patienten hatten damit gute Erfahrungen gemacht. Die eine Hälfte der Patienten erhielt eine LOT, die andere Hälfte inhalierte zusätzlich Sauerstoff nur bei Bedarf. Das Resultat: Zwischen beiden Gruppen ergaben sich keine Unterschiede. COPD-Patienten mit LOT lebten nicht länger als die ohne LOT. Es dauerte auch nicht länger, bis sie doch wieder in einer Klinik behandelt werden mussten.

Andere Therapien

Bevor die Zugabe von Sauerstoff notwendig wird, können Husten und Atemnot mit Medikamenten gelindert werden. Das wirksamste Mittel ist aber, keine Schadstoffe zu inhalieren. Das heißt: Wer raucht, muss damit aufhören! Ein sofortiger Rauchstopp bremst immerhin die weitere Zerstörung der Lunge. Auch wenn eine vollständige Heilung nicht möglich ist, ist die Prognose umso besser, je früher mit dem Rauchen aufgehört wird.

Meistens verschreibt der Arzt oder die Ärztin ein Spray, das die Bronchien erweitert. Diese Bronchodilatatoren (so genannte Beta-2-Sympatho­mimetika oder Anti­cholinergika) verbessern die Aus- und Einatmung, sodass der Patient leichter Luft bekommt. Verschlimmert sich die COPD bei einer Erkältung, kann zusätzlich vorübergehend ein Cortisonspray die Luftnot bessern, weil es die entzündliche Schwellung der Bronchien verringert. Aber: Es gibt keine Medikamente, die die organischen Schäden an der Lunge reparieren können.

GPSP meint

Zwar ist der Nachweis nicht erbracht, dass eine Langzeitbehandlung mit Sauerstoff bei leichter bis mittelschwerer COPD das Leben verlängert oder notwendige Krankenhausaufenthalte hinauszögert. Aber es gibt einige Hinweise, dass eine LOT für manche Patienten von Nutzen sein kann, wenn sie sich dadurch besser fühlen oder ihren Alltag besser bewältigen können.

COPD
GPSP 6/2013, S. 19

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