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© Vadim Andrushchenko fotolia

Quacksalberei

Obskure Mittel zur Raucherentwöhnung

Wundermittel zur Raucherentwöhnung? Ein Heilpraktiker wirbt für das von ihm entwickelte NeuraSan®. Schon eine Spritze mit seiner homöopathischen Flüssigkeit soll genügen.

Der Heilpraktiker Markus Gross macht große Versprechungen: Bei ihm würden „9 von 10 behandelten Patienten” nach „nur einer Behandlung” das Rauchen aufgeben. Per Prospekt und in sieben Sprachen im Internet1 versichert er, es sei egal „wie viele Zigaretten oder wie lange Sie geraucht haben”. Raucher sollen sich nach der Behandlung sogar so fühlen, „als ob sie nie zuvor geraucht hätten”. Die Spritze mit Namen NeuraSan® sei „das Ergebnis einer achtjährigen Entwicklung” des Heilpraktikers. Ihre Bestandteile werden nicht deklariert, es soll sich um ein homöopathisches Produkt handeln. Näheres teilt Herr Gross auch auf mehrfache Anfrage nicht mit.

Die Werbung erfüllt gleich mehrere Kriterien, die als Hinweise auf Quacksalberei gelten – also auf eine fragwürdige, nutzlose Scheintherapie
(GPSP 6/2006):

  • Das Verfahren ist an den Heilpraktiker Gross gebunden: „Die NeuraSan®-Injektionstherapie zur Raucher­entwöhnung erhalten Sie ausschließlich von mir und nur in meiner Praxis.”
  • Die Erfolgsrate von angeblich 90% wird nicht durch Studien belegt. Dies wäre eine Grundvoraussetzung für eine seriöse Methode.
  • Das Mittel wirkt angeblich, ohne dass sich die Entwöhnungswilligen darum kümmern müssen.

„Auch wenn Sie den Willen oder die Einstellung zum Aufhören nicht besitzen … die Wirkung von NeuraSan® tritt ein!” Das wäre sozusagen eine Raucherentwöhnung ohne eigenes Dazutun. All dies mögen sich zwar viele Raucher wünschen – und gerade deshalb wird dies auch so in Prospekte hineingeschrieben –, hat jedoch mit der Realität nichts zu tun. Gross ist nur einer von Vielen, die ähnliche obskure Methoden anpreisen. Er warnt daher vor „verschiedenen Nachahmern”. Die Augen öffnen sollte folgender Hinweis, den wir im NeuraSan®-Prospekt finden: „Beachten Sie: Die Wirkung der NeuraSan®-Injektionstherapie hält so lange an, bis dem Körper wieder Nikotin zugeführt wird!”

Das ist ein klassisches Beispiel für die Verdrehung von Ursache und Wirkung: Wenn Raucher trotz der Injektion wieder zur Zigarette greifen, erweist sich doch gerade dadurch das Mittel als unwirksam. Mit seinem Hinweis schiebt Herr Gross den schwarzen Peter dem Raucher zu, der durch Nikotingenuss die Spritzen angeblich unwirksam macht. Übrigens: Das Landeskriminalamt Saarbrücken ermittelt in Sachen NeuraSan® und Markus Gross.

Wir warnen vor unseriösen Anbietern und Methoden, mit denen Entwöhnungswilligen das Geld aus der Tasche gezogen wird.

 

 

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2007 / S.02