Zum Inhalt springen

Nutzen zweifelhaft

NICE (National Institute for Health and Clinical Excellence) zu Ginkgo gegen Alzheimer-Krankheit

Ginkgo gegen Alzheimer-Krankheit?

Ginkgohaltige Arzneimittel (Tebonin® u.a.) gibt es in Deutschland seit Mitte der 60er Jahre. Sie sollen bei der Alzheimer-Erkrankung helfen, die sich durch Störungen von Gedächtnis und Konzentration, Depression, Schwindel und Kopfschmerzen äußert. Außerdem sollen sie angeblich bei Durchblutungsstörungen in den Beinen und bei Ohrgeräuschen (Tinnitus) helfen. Die Anbieter ginkgohaltiger Arzneimittel werben mit der „Mystik“ und „Faszination“, die den Ginkgobaum umgibt.1

Die Frage, ob Ginkgo wirklich gegen Alzheimer-Demenz hilft, wurde nun für den Ginkgo-Extrakt Tebonin® des Herstellers Schwabe untersucht.2 Mitarbeiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) fanden nur wenige methodisch geeignete Studien, die sie jedoch teilweise als mangelhaft bewerteten.3 Untersucht wurden die Auswirkung auf Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung, die geistige Leistungsfähigkeit und Depressionen. Der Einfluss von Ginkgo biloba auf andere Aspekte, die bei Alzheimer relevant sind, wie z.B. die Belastung pflegender Angehöriger, wurde bisher nicht hinreichend untersucht.

Nach den ausgewerteten Daten scheinen ältere Menschen, die ginkgohaltige Arzneimitteln einnehmen, Aktivitäten des täglichen Lebens geringfügig besser bewältigen zu können. Dies ist jedoch weder vom Ausmaß des Erfolgs her relevant noch wirklich eindeutig, denn die Studienergebnisse widersprechen sich. Ob Ginkgo-Präparate die geistige Leistungsfähigkeit älterer Menschen mit Alzheimer verbessern, konnte mangels eindeutiger Daten nicht geklärt werden. Zudem gibt es keine Hinweise dafür, dass sich Depressionen, unter denen Alzheimer-Kranke häufig leiden, durch Ginkgo biloba mildern lassen. Auch das staatliche britische National Institute for Clinical Excellence (NICE) beurteilt den Nutzen von Ginkgo biloba als fraglich.4 Diese Einschätzung deckt sich mit den Empfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.5

Risiken bekannt

Ginkgo biloba kann Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit und Brechreiz auslösen.6 Studien, in denen systematisch nach Nebenwirkungen geforscht wurde, fehlen jedoch.

Menschen mit einer Alzheimer-Erkrankung sind in der Regel älter und nehmen daher oft auch weitere Medikamente ein. Wechselwirkungen mit diesen Medikamenten sind möglich. Beispielsweise kann Ginkgo-Extrakt die Wirkung von blutgerinnungshemmenden Medikamenten verstärken, die Gefahr von Blutungen steigt.6

Fazit

Mit den bislang veröffentlichten Studien lässt sich nach den Auswertungen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ein Nutzen von Ginkgo-Präparaten wie Tebonin® bei Alzheimer-Demenz nicht hinreichend belegen. Da Ginkgo biloba nicht frei von Nebenwirkungen ist, kann seine Anwendung bei Alzheimer-Krankheit gegenwärtig nicht empfohlen werden.

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2007 / S.08