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Mit Margarine den Cholesterinwert senken?

„Becel pro.aktiv® senkt aktiv den Cholesterinspiegel“ steht auf der Packung einer Margarine.1 Das stimmt. Dennoch steht Becel pro.aktiv® im Mittelpunkt einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Verbraucherschützer klagen gegen den Hersteller.

Der Margarine sind 15% Phytosterine beigemischt. Das sind fettähnliche Stoffe, die nur in Pflanzen vorkommen. Der medizinische Nutzen der cholesterinsenkenden Margarine ist unklar. Auch gibt es erste Hinweise auf gesundheitliche Risiken.2,3 Dennoch: Unilever, der Hersteller von Becel pro.activ®, formulierte 2011 in einer Presseerklärung: „Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keinen Hinweis darauf, dass der Verzehr Pflanzensterin-angereicherter Produkte mit Nebenwirkungen in Verbindung zu bringen ist“.4

Der Verein foodwatch, der sich für sichere und gesunde Nahrungsmittel einsetzt, reichte Klage gegen diese Behauptung ein. Das Gericht wies aber im Dezember 2012 diese Klage mit der Begründung ab, die Aussage sei eine „Meinungsäußerung“. Das halten wir für einen Skandal, denn der Inhalt einer „Meinungsäußerung“ muss im Gegensatz zu einer „Tatsachenbehauptung“ nicht auf seine Richtigkeit geprüft werden. Das Gericht hat also gar nicht erst untersucht, ob es Nebenwirkungen gibt. Die „Meinungsäußerung“ von Unilever darf also stehen bleiben, obwohl sie tatsächlich nicht korrekt ist – denn es gibt Hinweise auf Nebenwirkungen. Foodwatch legte gegen das Urteil Berufung ein.

Dieses Urteil ist ein Rückschritt für den Verbraucherschutz. Wie sollen Verbraucher erkennen, ob Behauptungen in der Werbung eine „Meinungsäußerung“ oder „Tatsache“ sind? Zwar gibt es europäische Regelungen zu Gesundheitsbehauptungen bei Lebensmitteln (Health Claims, siehe GPSP 1/2011 S. 8 und 12; 4/2012 S.4). Der Fall Becel zeigt aber, wie leicht Hersteller mit zweifelhaften oder unrichtigen Verlautbarungen zur Gesundheit ihrer Produkte durchkommen. Die einfachste Lösung wäre, krankheitsbezogene Versprechungen in der Lebensmittelwerbung grundsätzlich zu verbieten.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2013 / S.17