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© lechatnoir/iStock

ASS gegen Schlaganfall?

In Ihrer Ausgabe 6/2017 attestieren Sie niedrig dosiertem ASS eine wirksame Prophylaxe nicht nur gegen Herzinfarkte, sondern auch gegen Schlaganfälle. Nun lese ich in anderen Quellen, bei Vorhofflimmern und -flattern seien nach heutiger Erkenntnis nur Marcumar und die neuen Gerinnungshemmer wirksam gegen das Schlaganfallrisiko, ASS dagegen wirkungslos. Wie sehen Sie das? J.P.

GPSP: Wie zuverlässig ASS Schlaganfälle und Herzinfarkt verhindern kann, ist abhängig von der Ursache dieser Ereignisse. ASS hemmt die Haftung der Blutplättchen aneinander (Thrombozytenaggregation), was die Bildung von Gerinnseln (Thromben) in Blutgefäßen verringert. Dasselbe erreichen Vitamin K-Antagonisten (VKA) wie Marcumar und Warfarin und auch direkte orale Antikoagulantien (DOAK), indem sie die Gerinnungsfaktoren im Blut hemmen. Sollen Schlaganfälle aufgrund von Vorhofflimmern vermieden werden, sind die VKA in der Therapie das Mittel der Wahl, denn sie sind in Studien dem ASS überlegen.1 Können keine VKA verwendet werden, kommt das DOAK Apixaban in Frage, dessen Überlegenheit ebenfalls belegt ist.2 Komplizierter ist die Sache bei Herzinfarkten und Schlaganfällen, die nicht auf Vorhofflimmern beruhen.

In der Sekundärprävention, also in der Verringerung des Risikos erneuter Infarkte und Schlaganfälle, ist die Wirksamkeit von ASS erwiesen.3 Auch in der Primärprävention, also in der Vermeidung des ersten Auftretens von Herzinfarkt und Schlaganfall bei Menschen, die ein erhöhtes Risiko für diese Erkrankungen haben, wurde eine Schutzwirkung von ASS gezeigt, allerdings schwächer als in der Sekundärprävention. Die ASS-Verordnung in der Primärprävention erfordert daher ein sorgfältiges Abwägen der Vor- und Nachteile.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2018 / S.24