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©Jörg Schaaber

Panikmache: Kaum Vitamin D-Mangel

Immer wieder wird betont, wie wichtig Kalzium und Vitamin D für gesunde Knochen sind. Das stimmt, und es trifft auch zu, dass in der dunklen Jahreszeit wenig Vitamin D in der Haut gebildet wird und es sich lohnt, gerade bei Sonne spazieren zu gehen. Anderseits werden die Speicher in der Sommerzeit gut aufgefüllt, und etwa ein Fünftel des Bedarfs nehmen wir mit der Nahrung auf, z.B. mit Eiern und Fisch. Gefährliche Mangelzustände (unter 10 Nanogramm/ml Blut) sind in Deutschland selten und eine Nahrungsergänzung nur bei Menschen mit besonderen Risiken (ältere Menschen, die wenig in der Sonne sind, Heimbewohner, Kortisontherapie, verschleierte Frauen u.a.) sinnvoll, sagt der Endokrinologe Helmut Schatz.1 Trotzdem: Anbieter von Vitamin D-Präparaten werden nicht müde, den Schutz vor Knochenbrüchen und Stürzen zu propagieren. Dabei ist weder klar, welche Vitamin D-Konzentration im Blut normal beziehungsweise optimal ist, noch ist der Nutzen von Vitamin D-Präparaten gesichert. Manche Studien belegen sogar negative Folgen, vor allem bei Vitamin D in hoher Dosierung.2 Bei Osteoporose und echtem Mangel kann sich zwar ein Nutzen für die Knochen ergeben, allerdings fehlen Nutzenbelege für Erkrankungen, die nichts mit dem Skelett zu tun haben, wie etwa Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz und Infektionen. Bei einer gesunden 61jährigen Frau wird in einem angesehenen Fachblatt nicht etwa Vitamin D empfohlen, sondern eine ausreichende Kalziumaufnahme und körperliches Training.3 Es ist bekannt, dass dadurch nicht nur Muskulatur und Standfestigkeit zu­nehmen, sondern auch die Knochen stabiler werden. (GPSP 1/2009, S. 10)

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2011 / S.08