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©Jörg Schaaber

Beratung ade! Medikamente vom Textildiscounter

Wir lesen: „medpex, die reichweitenstärkste Versandapotheke Deutschlands, und der große Textildiscounter NKD haben eine langfristige Vertriebs- und Marketingaktion gestartet.“1 Darüber sind wir ein wenig erstaunt. Denn einerseits kann medpex durchaus mit dem Prüfsiegel für Versandapotheken punkten (GPSP 5/2009, S. 9), anderseits werden Arzneimittel so immer mehr zu einer Ware, deren Verkauf ohne Beratung erfolgt.

Übrigens kooperiert Neckermann mit derselben Versandapotheke. Dass hinter jeder Versandapotheke ein echter Apotheker stehen muss, hilft nicht wirklich weiter. Wir haben die Beratung von medpex ausprobiert: Auf eine gemailte Frage nach dem Nutzen von Nasentropfen bei Ohrenschmerzen hat medpex nach drei Stunden freundlich geantwortet, mit dem Rat: „Gehen Sie am besten zum Kinderarzt, damit Ihr Kind gleich Ohrentropfen bekommt. Nicht damit es noch eine Mittelohrentzündung wird.“ Klar, ein Kind mit starken Ohrenschmerzen sollte dem Arzt vorgestellt werden, aber Ohrentropfen sind fast nie sinnvoll. Mit ihnen erreicht man nur den äußeren Gehörgang – und nicht das geplagte Mittelohr.

Wenn Sie sofort Hilfe benötigen und die Hotline von medpex anrufen, werden Sie übrigens pro Minute 14 Cent los. Schließlich: Was steht so schön und klar und wenig hilfreich unter dem riesigen Präparateangebot von medpex, wo sich Nutzloses und Wirksames bunt mischen: „Sofern bei der Medikation Probleme auftreten, nehmen Sie bitte Kontakt mit Ihrem Arzt auf.“ Und weiter: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Da verdient die Versandapotheke – und der Apotheker an der Ecke soll beraten?

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2010 / S.08