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©UNAIDS

Mit Vitaminen gegen AIDS?

Dr. Rath muss Experimente in Südafrika stoppen

Der Vitaminhändler Dr. Rath preist seine Pillen gegen alle möglichen Krankheiten an. In Südafrika hat er sie AIDS-Kranken aufgeschwatzt und sogar Versuche an Menschen durchgeführt. Der Oberste Gerichtshof der Kap-Provinz hat ihm dies jetzt untersagt.1

Der umstrittene deutsche Mediziner Dr. Matthias Rath betreibt seine Geschäfte von den Niederlanden aus. Seit mehreren Jahren ist Dr. Rath auch in Südafrika aktiv und preist seine Vitaminprodukte als angebliche Alternative zu den international gebräuchlichen AIDS-Medikamenten an.2 Das hat fatale Folgen: Viele Menschen glauben seinen Versprechungen und fangen nicht rechtzeitig eine Behandlung mit den nachgewiesenermaßen wirksamen antiretroviralen Medikamenten an oder brechen eine begonnene Therapie ab.

Dr. Rath eröffnete in den Elendsvierteln von Kapstadt sogar eigene Behandlungszentren und führte Versuche durch – zum Teil mit tödlichen Folgen, wie die Treatment Action Campaign (TAC) berichtet.3 TAC, ein Zusammenschluss von Betroffenen, Kirchen und Gewerkschaften, hatte deshalb gemeinsam mit dem südafrikanischen Ärzteverband Dr. Rath verklagt. Das Gericht erklärte die Versuche von Dr. Rath jetzt für illegal und verbot ihm, sein Produkt VitaCell mit der Behauptung zu bewerben, es helfe gegen AIDS. Dieser Richterspruch gilt, solange der Vitamin-Mix in Südafrika nicht als Medikament zugelassen ist. Dass Dr. Rath eine Zulassung für das bislang als Nahrungsergänzungsmittel verkaufte VitaCell beantragt, ist allerdings äußerst unwahrscheinlich.

Mit auf der Anklagebank saß die südafrikanische Gesundheitsministerin Tshabalala-Msimang – wegen Untätigkeit. Statt dass sie entschieden gegen die Praktiken des Dr. Rath vorging, hatte sie 2006 sogar erklärt, dass sich Dr. Raths Arbeit und die Programme der Regierung ergänzen.4 Die Gesundheitsministerin trägt den Spitznamen „Frau Rote Beete“, weil sie die Knolle und Olivenöl als Mittel gegen AIDS empfahl5 und die Umsetzung der Behandlungsprogramme für AIDS-Kranke immer wieder verzögert hat. Das Kapstädter Gericht ordnete nun ausdrücklich an, dass die Ministerin und ihr Ministerium dafür verantwortlich sind, die Verbote durchzusetzen. Die Regierung muss wegen ihres Versagens sogar 10% der Prozesskosten tragen. TAC forderte nach dem Urteil den Rücktritt von Tshabalala-Msimang.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2008 / S.11