Promi-Effekte
Ganz ungebremst bleiben die Promis aus der Sportbranche oder Unterhaltungsindustrie, die sich für eine Schlankmacherpille oder wunderkräftige Gelenkschmiere ins Zeug legen. Sie dürfen uns weiterhin nahe bringen, warum sie auf dieses oder jenes Mittelchen setzen. Das hat einen schlichten Grund: Ihre Sprüche – im Werbedeutsch „Testimonials“ – rühren ja nicht von profunder Sachkenntnis her, sondern sind eher so was wie ein gut bezahlter Gefühlsausdruck. Da geht’s eben darum, mit einer „Persönlichkeit eine Marke emotional zu besetzen“, wissen Werbestrategen1 – und nicht etwa um persönliche Expertise in Sachen Nutzen und Risiken einer Pille oder Salbe… Ach so.
Expertise, das bedeutet, glaubwürdig zu sein und verantwortlich für die werbenden Botschaften, die man von sich gibt. So sieht das der Bundesgerichtshof. Daher gab er einem Kläger recht, der sich in Sachen Geldanlage erst auf den Ex-Verteidigungsminister Rupert Scholz und Professor für Finanzrecht, verlassen hatte und selbigen dann auf Schadenersatz verklagte.2 Die Richter sahen das so: Gerade dessen Sachverstand habe „Einfluss auf die Investitionsentscheidung von potenziellen Anlageinteressenten“ nehmen können. Klar doch, wenn man dem Finanzexperten Scholz mehr glaubt als dem Schauspieler Manfred Krug.
Aber wie schön, dass sachferne Promis für Gelenkschmiere und Vitaminbomben munter weiter werben dürfen. Sie brauchen sich um die Inhalte und Folgen ihrer „Testimonials“ nicht zu scheren.
Stand: 1. April 2012 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2012 / S.11