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© halamka/iStockphotos.com

Entwarnung für Alu in Deos

Bundesbehörde ändert Einschätzung

Bislang gab es nur wenige Untersuchungen zu den gesundheitlichen Risiken von Aluminium in Deos. Die zuständige Behörde in Deutschland hatte noch 2019 davor gewarnt. Im Licht neuer Erkenntnisse wurde diese Bewertung 2020 geändert.1

Aluminium in Deos hat seit einigen Jahren einen schlechten Ruf: So wurde in der 2012 ausgestrahlten Arte-Doku „Die Akte Aluminium“ von einem fragwürdigen Wissenschaftler der Verdacht verbreitet, aluminiumhaltige Deos könnten zahlreiche Krankheiten verursachen.

Auch wenn die damalige Darstellung eindeutig überzogen war, blieb die gesundheitliche Gefahr durch die besonders stark schweißhemmenden Deos (auch Antitranspirantien oder Antitranspirante genannt) bislang unklar: Es fehlten verlässliche Studien. Deshalb riet das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 2014 und zuletzt 2019 vorbeugend zu einem sparsamen Umgang mit aluminiumhaltigen Deos und Zahnpasten, um die Belastung zu senken. Die damalige Einschätzung: Beide Produkte tragen „erheblich zur Gesamtmenge an aufgenommenem Aluminium bei“. Inzwischen werben Anbieter von Deos oft damit, dass die Roller und Sprays „0% Alu“ enthalten.

Eine Frage der Menge

Dabei, so das BfR, war bislang unklar, wie viel Aluminium überhaupt über die Haut aufgenommen wird. Lange war eine vor knapp 20 Jahren durchgeführte Studie die wichtigste Grundlage für diese Risikobewertung, bei der an lediglich zwei Personen die Aufnahme eines radioaktiven Aluminium-Isotops analysiert wurde. Seit 2014 hat der Wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit (SCCS) bei der EU-Kommission die Sicherheit von Alu in Kosmetika neu bewertet. Er hatte die Industrie zu Untersuchungen aufgefordert. Eine erste vom europäischen Herstellerverband „Cosmetics Europe“ bezahlte Studie, bei der Probanden ein mit einer radioaktiven Aluminiumvariante versehenes Deo verwendeten, reichte dem SCCS jedoch nicht aus. Inzwischen legten die Forscher neue Daten vor: Sie untersuchten, wohin sich dieses Leichtmetall im Körper verteilt. Dazu maßen sie über mehrere Tage, wie viel davon im Blut ankam, aber auch, wie viel sich im Urin und Stuhl, in der Kleidung, auf oder in der Haut sowie im Waschwasser fand. Der SCCS kommt auf der Basis von Modellrechnungen zu dem Schluss, dass die tägliche Anwendung von handelsüblichen aluminiumhaltigen Kosmetikprodukten wie Deos oder Zahnpasta keinen wesentlichen Beitrag zur Belastung leistet, denn das meiste davon bleibe außerhalb des Körpers. Über die Nahrung oder das Trinkwasser nehmen Menschen erheblich größere Mengen Aluminium zu sich.

Die von „Cosmetics Europe“ beauftragten Studien werden von unabhängigen Untersuchungen bestätigt, auch wenn diese nicht auf einem so ausgefeilten Versuchsdesign beruhen.

Neue Stellungnahme

Im Juli 2020 veröffentlichte dann auch das BfR eine überarbeitete Stellungnahme, die sich der SCCS-Einschätzung anschließt. Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch den regelmäßigen Gebrauch von aluhaltigen Antitranspiranten „sind nach gegenwärtigem wissenschaftlichen Kenntnisstand somit unwahrscheinlich“, heißt es; solche Deos „können täglich benutzt werden“. Allerdings warnt das BfR weiterhin davor, insbesondere saure und salzige Lebensmittel in nicht beschichteten Aluminiumgefäßen oder Alufolie zuzubereiten oder zu lagern, denn das kann die Aluminiumzufuhr nachweislich deutlich erhöhen.

Aluminium in Deos
GPSP 4/2014, S. 25

„Alu“ im Menü
GPSP 4/2017, S. 14

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2021 / S.10