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Einfach schnell mal träufeln oder sprühen?

Wenn Nasentropfen oder -sprays gefährlich werden

Nasensprays und -tropfen sind doch ganz einfach anzuwenden – denkt man. Im richtigen Leben birgt die richtige Handhabung jedoch einige Fallstricke. Und je nach Wirkstoff können Fehler lebensbedrohlich werden. Das zeigen zwei Beispiele, über die kürzlich in medizinischen Fachkreisen berichtet wurde.

Ist die Nase bei Schnupfen verstopft, wird es besonders für Babys unangenehm, denn meist können sie dann nur erschwert trinken oder atmen. Apotheken bieten für dieses Alter Nasentropfen mit schleimhautabschwellenden Wirkstoffen (Xylome­tazolin oder Oxymetazolin) an.

© Thomas Kunz

Ungenau ist gefährlich

Beide Wirkstoffe gibt es für Babys in sehr niedrigen Konzentrationen, etwa vier- bis fünfmal niedriger dosiert als für Erwachsene. Das arznei-telegramm®1 berichtet, dass es dennoch zu schweren unerwünschten Wirkungen bei Säuglingen kommen kann, insbesondere zum Atemstillstand. Eine wichtige Ursache dafür: Liegt den Tropfen nur eine einfache Pipette bei, können die Eltern das Mittel nicht exakt dosieren. Gerade bei unruhigen Kindern passiert es dann schnell, dass sie zu viel von den Nasentropfen abbekommen. Zwar wurden mittlerweile die Dosierungsvorschriften und Warnhinweise in den Beipackzetteln ergänzt. Trotzdem sollten Eltern Säuglingen sicherheitshalber besser nur Kochsalz-Nasensprays oder -Nasentropfen verabreichen, die Schleim und Verkrustungen lösen können. Hilft das nicht ausreichend, sollten nur sehr niedrig dosierte Präparate mit abschwellenden Nasentropfen verwendet werden, die einen Dosiertropfer enthalten. Derzeit ist nur ein einziges Präparat mit einem solchen Dosiertropfer für Babys verfügbar: Es enthält den Wirkstoff Oxymetazolin in einer Konzentration von 0,01 %. Pluspunkt: Dieses Mittel enthält außerdem keine Konservierungsstoffe.

Schmerzmittel durch die Nase

Auch Erwachsene können durch Nasensprays gefährdet sein – aber auf eine andere Art. So berichtet die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ)2 über den Fall eines 28-Jährigen, der das Fentanyl-Nasenspray seiner Frau mit einem Schnupfenspray verwechselte. Fentanyl ist ein starkes Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide. Der Wirkstoff wird schnell über die Nasenschleimhaut in den Körper aufgenommen, verteilt sich über den Blutkreislauf und wirkt so schmerzlindernd.

Der Mann benutzte das Spray wie ein übliches Nasen-Erkältungsspray. Es kam zu Atemnot, Bewusstlosigkeit und Erbrechen – und er starb. Zwar ist das Fentanyl-Spray kindersicher verpackt und in der Packungsbeilage genau beschrieben, für wen und wie das Mittel anzuwenden ist. Doch der Mann verstand leider nur schlecht Deutsch. Der überlebenswichtige Hinweis für alle Menschen ist daher: Ein unbekanntes Medikament, beschriftet in einer unbekannten Sprache, ist absolut tabu.

Unser Tipp: Stecken Sie Schmerzsprays nach Anwendung wieder zurück in die Originalverpackung und verstauen Sie diese sorgfältig – und vor allem getrennt von der sonstigen Hausapotheke, in der etwa Medikamente gegen Kopfschmerzen oder Erkältung aufbewahrt werden.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2020 / S.27