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Deutsches Grünes Kreuz

Gemeinnütziger Verein oder Werbeträger?

Viele halten das Deutsche Grüne Kreuz für einen gemeinnützigen Verein, der Gutes für die Gesundheit tut. Was verbirgt sich jedoch hinter dem Firmengeflecht, auf das sich das Deutsche Grüne Kreuz stützt und über das es beträchtliche Gelder erhält? 

Der Name „Deutsches Grünes Kreuz“ (DGK) ist geschickt gewählt. Er erinnert an das Deutsche Rote Kreuz, das für seine humanitären Hilfeleistungen bekannt ist. Auch die Satzung des Deutschen Grünen Kreuzes verspricht Gutes. Der gemeinnützige Verein will sich für „Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsaufklärung“ einsetzen.1 Man sei „unabhängig“ und keiner „kommerziellen Gruppe“ verpflichtet.2 Das klingt gut, aber stimmt es? Denn das DGK finanziert sich durch kommerzielle Tochterfirmen: Unter dem Dach der DGK Förderer GmbH, die „Auftragsarbeiten des DGK“ organisiert,3 schöpft der Verein Gelder ab. Dazu gehören u.a. der Verlag im Kilian GmbH, der Ratgeber und Kongressberichte verkauft, die EDV Tochter Pro Preventa GmbH, die Internetauftritte vermarktet, und die DGK Service GmbH, die solche Produkte verkauft, die das DGK empfiehlt. 4

Ob der gemeinnützige Verein oder eine der kommerziellen GmbHs tätig wird, lässt sich oft nicht erkennen. Auf Kampagnen, Mitteilungen und Verkaufsangeboten findet sich immer dasselbe Markenzeichen: das Grüne Kreuz. Werbende Botschaften erscheinen dadurch als Information eines gemeinnützigen Vereins und werden so aufgewertet. Selbst auf den Bestellseiten des Internet-Shops der DGK Service GmbH prangt das Grüne-Kreuz-Logo und verleiht dem Angebot eine Art Gütesiegel.4

©Thomas Kunz

Zweifelhafte Angebote

So manches Angebot des DGK passt nicht zum Grundsatz des Vereins, „Verantwortung für die eigene Gesundheit“3 zu fördern. Beispielsweise fehlt für die vom DGK propagierte „individualisierte Optimierung des Mikronährstoffhaushaltes“5 oder das
empfohlene „individuelle Anti-Aging-Programm“5 eine seriöse wissenschaftliche Grundlage. In einem Ratgeber des DGK-Verlages wird ein Hormongemisch mit Östrogen, Gestagen und sogar Androgenen oder DHEA und Pregnenolon empfohlen.6 Wir halten das Anpreisen dieser Hormone, für die es in Deutschland keine Zulassung als „Anti-Aging“-Behandlung gibt, für höchst bedenklich. Aus großen Studien weiß man, dass Östrogen-Gestagen-Kombinationen, die in und nach den Wechseljahren eingenommen werden, das Risiko von Gefäßverschlüssen, Herzinfarkten, Schlaganfällen erhöhen.4

Auch andere Empfehlungen wecken Zweifel. Etwa die, Selen einzunehmen. Dadurch soll die Häufigkeit von Prostatakrebs „ganz erheblich“6 sinken. Dies entspricht aber nicht dem Kenntnisstand aus seriösen aktuellen Studien: Mit Selen lässt sich Prostatakarzinomen nicht vorbeugen. Personen, die an Hautkrebs erkrankt waren, erlitten sogar vermehrt Rückfälle.4 Wer Selen lange einnimmt, hat ein höheres Risiko, Diabetes zu bekommen. (GPSP 1/2009, S. 3-4) Genau genommen müsste der Verein vor vielen der von ihm oder seinen Tochterfirmen propagierten Produkten und Methoden warnen. Tut er aber nicht!

Unter falscher Flagge

In weiten Bereichen arbeiten Tochterfirmen des DGK wie Werbeagenturen. Sie lassen sich Aktionen von anderen Firmen bezahlen, weisen diese aber nicht als Sponsoren aus, verschleiern also finanzielle Zusammenhänge und deren Größenordnung. Als die Modedesignerin Jette Joop in Fernsehwerbespots des DGK zur Impfung gegen HPV aufrief: „ …deshalb schütze ich meine Tochter schon heute vor dem Virus, das den Krebs verursachen kann. Tun Sie es auch.“,7 blieben die Geldgeber unerwähnt. Der Hersteller des HPV-Impfstoffes gehörte zu den Sponsoren der Aktion mit sechsstelligem Budget.8 Und bei der mit dem grünen Kreuz geschmückten Initiative ‚zeigt her eure Füße.’ mit dem eingängigen Slogan: Es gibt sie. Die einfache Therapie gegen Fuß- und Nagelpilz, handelte es sich um eine Werbeaktion für ein Pilzmittel der Firma Janssen-Cilag. So macht sich das DGK zum verlängerten Arm der Hersteller von Arzneimitteln und Nahrungsergänzungen.4

Allgegenwärtiger Meinungsbildner

Das DGK ist stolz auf seinen Einfluss. Nach eigenen Angaben erreicht es im Jahr mehr als eine Milliarde Exemplare Tageszeitungen und bis zu 1.500 Radiosendungen. Jährlich entstehen etwa 200 TV-Beiträge in Zusammenarbeit mit dem DGK. Als Folge dieser Kooperation wurden in Fernsehserien wie „In aller Freundschaft“ z.B. verschreibungspflichtige Mittel gegen die Alzheimererkran­kung erwähnt. Solche Art von Schleichwerbung soll inzwischen abgestellt worden sein – zumindest in den öffentlich rechtlichen Medien.9

Wir vermissen eine eindeutige Trennung von Mitteilungen des Vereins und Angeboten der angeschlossenen (nicht gemeinnützigen) GmbHs. Diese verschaffen sich durch Verwendung des Markensymbols des DKG einen Vorteil gegenüber anderen kommerziellen Mitbewerbern. Ohnehin scheinen die Unterschiede zwischen den Teilen des Firmenverbunds hauptsächlich auf dem Papier zu existieren. Ehemalige Mitarbeiter des DGK bestätigen die enge Verflechtung.10 Die wirtschaftlichen Ziele des Firmenverbandes des DGK sind derart dominant, dass die Gemeinnützigkeit des DGK fraglich erscheint. Auf viele Informationen aus dem Hause des Grünen Kreuzes ist – so finden wir – kein Verlass.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2009 / S.06