Chlorhexidin zur Munddesinfektion
Manch einer reagiert überempfindlich
Das desinfizierende Chlorhexidin steckt in vielen Arzneimitteln, beispielsweise in Gurgelmitteln oder Tabletten gegen Halsschmerzen, in Handdesinfektionsmitteln oder in Wund- und anderen Cremes, aber auch in Kosmetika und weiteren alltäglichen Produkten. Das verbreitete Desinfektionsmittel hat aber Schwächen. Kaum zu glauben: 2011 musste eine 0,2%ige Chlorhexidinlösung weltweit aus dem Handel gezogen werden, weil in ihr Keime gewachsen waren. Außerdem mindern zuckerhaltige Speisen und Getränke die Wirksamkeit von Chlorhexidin in Gurgellösungen und in Halsschmerztabletten.
Bekannt ist, dass sich Zunge und Zähnen verfärben können, wenn sie regelmäßig mit dem Wirkstoff in Kontakt kommen. Vorübergehend kann das Desinfektionsmittel auch das Geschmacksempfinden stören, was allerdings relativ harmlos ist. Weniger harmlos ist die Warnung der Behörden mehrerer Länder – darunter Großbritannien, die Schweiz, Australien und auch das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) – vor seltenen, aber potenziell lebensbedrohlichen allergisch bedingten Überempfindlichkeitsreaktionen durch Chlorhexidin.1, 2 Meist traten diese nach Gebrauch einer chlorhexidinhaltiger Mundspüllösungen auf, die – ohne dass sie explizit hierfür zugelassen sind – auch bei Mundgeruch verwendet werden. Das BfArM überblickt immerhin 147 Berichte aus Deutschland über allergische Reaktionen, die mit einem Chlorhexidinpräparat in Verbindung stehen.1 Mindestens 96 stuft das Amt als schwer ein. Ein Mensch ist an den Folgen seiner allergischen Reaktion gestorben.
Wer einmal überempfindlich auf Chlorhexidin reagiert hat, zum Beispiel mit einer Anschwellung im Mund-Rachen-Bereich, sollte künftig alle Arzneimittel und Produkte mit Chlorhexidin meiden. Denn bei erneutem Kontakt mit dem Desinfektionsmittel besteht die Gefahr einer noch stärkeren allergischen Reaktion.1 Von einer sorglosen Anwendung von Chlorhexidin zum Beispiel bei Halsschmerzen oder Mundgeruch (siehe Seite 5) raten wir ab.2
Stand: 1. Februar 2014 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2014 / S.07