Amoralisch
Finsteres aus der Biotech-Branche
Schon das Titelbild dieses Krimis ist ein Hingucker: dunkles Rot, unbekannter junger Mann, lässig im dunklen Anzug. Worum geht’s in Tobias Radloffs Krimi „Amoralisch“?
Protagonist und Ich-Erzähler ist Philip Strasser, ein smarter, gestrandeter Privatdetektiv, manchmal schlicht, etwas fatalistisch-witzig – irgendwie knuffig. Plötzlich winkt ihm ein lukrativer Auftrag aus der Pharma-Branche: Ein illoyaler Mitarbeiter soll entlarvt und geschasst werden. Strasser gelingt es – trotz vieler Irrungen und Wirrungen – seinen Auftrag mehr oder weniger professionell zu erledigen. Da ist ungefähr das erste Buchdrittel gelesen. Und nun wird es richtig spannend – besonders für GPSP-Leser. Denn Strasser, geschult durch seinen ersten Fall, erhält unglaubliche Einblicke in die Forschungswelt der Pharmaindustrie. Er erlebt Zustände, die der Realität sehr nahe kommen. Es geht um ein „scharfmachendes“ Medikament in der Testphase, gelackmeierte Probanden, gefälschte Studiendaten, Profitgier – und um einen geheimnisumwitterten Todesfall. Strasser macht sich auf den Weg. Er will das aufklären und gerät dabei sogar in Lebensgefahr. Und das alles ohne Auftrag!
Ein spannendes Buch, das gleichwohl die Brisanz von Fortschritt und Moral beschreibt. Nebenbei ist es eine bildende Lektüre, denn die Fachbegriffe werden laientauglich erklärt – zum Beispiel die „Doppelblindstudien“.
Stand: 7. September 2016 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2016 / S.17