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© Martin Wahlborg/ iStockphoto.com

Chinin gegen Wadenkrämpfe

Die Firma Cassella Med bewirbt im Internet und in Zeitschriften Chinin (Limptar® N) verharmlosend als „Natursubstanz”.2 In GPSP 4/2010 schrieben wir, dass wegen des Risikos schwerer unerwünschter Wirkungen „von der Einnahme Chinin-haltiger Präparate gegen Wadenkrämpfe dringend abzuraten“ ist. Jetzt lasten kanadische Wissenschaftler Chinin schwere Schadwirkungen an. Ihnen liegen 71 Meldeberichte vor. In 41 davon wurden die unerwünschten Effekte sogar als lebensbedrohlich eingestuft oder machten die Aufnahme in ein Krankenhaus erforderlich. Und obwohl Chinin in Kanada überhaupt nicht zur Vorbeugung oder Behandlung nächtlicher Wadenkrämpfe zugelassen ist, hatten 43 der Geschädigten das Mittel gerade zu diesem Zweck eingenommen. Bei 20 Personen fiel ein Abfall der Zahl der Blutplättchen (Thrombozyten) auf. Dieser ist potenziell tödlich und offenbar nicht vorhersehbar. Er hängt weder von der Höhe der eingenommenen Dosis noch von der Dauer der Einnahme ab: Die Blutschädigung kann innerhalb von Tagen, aber auch nach monate- oder jahrelanger Einnahme erstmals auftreten.3

Über bedrohliche Hautschäden und Herzrhythmusstörungen wird ebenfalls berichtet.

Wir raten erneut von der Einnahme des umstrittenen Chinins zur Vorbeugung und Behandlung von Wadenkrämpfen ab.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2011 / S.11