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Armbänder aus Kupfer oder mit Magnetwirkung

Schmuck, aber nicht mehr

Alljährlich werden mehr als eine Milliarde Euro weltweit für so genannte Magnettherapien ausgegeben. Armreifen, Sohlen und andere Produkte aus Kupfer oder mit permanenten Magneten ausgerüstet, sollen Gelenkschmerzen oder chronische Erkrankungen der Knochen oder Muskeln lindern, vor allem auch bei Gelenkrheuma (rheumatoide Arthritis).

Skepsis ist allerdings angebracht: In Internetforen gibt es nicht nur den üblichen Jubel. Viele Anwender der populären Kupfer- oder Magnetarmreifen beschreiben, dass sie mit oder ohne Armreifen keinen Unterschied verspüren.

Britische Wissenschaftler haben nun untersucht, wie sich vier verschiedene, äußerlich nicht zu unterscheidende Armreifen auf rheumatische Beschwerden auswirken. Einer war aus Kupfer, einer war stark, einer schwach magnetisiert, und als Kontrolle war ein entmagnetisierter dabei. 70 Personen mit schmerzhaftem Gelenkrheuma haben jeweils fünf Wochen lang einen dieser Armreifen getragen und dann – jeweils nach einer einwöchigen Pause – auf einen anderen gewechselt, bis sie alle vier getragen hatten. Sie wussten dabei nicht, um welche Art Armreifen es sich in den einzelnen Versuchsphasen gehandelt hatte.

©Thomas Kunz

Das Ergebnis ist eindeutig: Die Effekte der beiden magnetischen und die des Kupferarmreifens auf Schmerzen, Entzündung, Funktionsfähigkeit der Gelenke, Krankheitsaktivität oder Medikamentenverbrauch unterschieden sich nicht von der Kontrolle, also dem entmagnetisierten Placeboarmband. Ein therapeutischer Nutzen des beliebten Schmucks ist somit in der Studie nicht nachweisbar.1

Kupferarmreifen gibt es bereits für wenige Euro. Aber selbst wer sich damit nur schmückt, sollte sie vorsichtshalber nicht direkt auf der Haut tragen. Jeder Zehnte bekam in der Studie Hautreizungen. Dabei hatten die Wissenschaftler alle Personen mit bekannter Kupferallergie vorab von der Untersuchung ausgeschlossen. Je ein Studienteilnehmer bemerkte unangenehmen metallischen Geschmack im Mund oder hatte Kopfschmerzen während des Tragens des Kupferarmreifens.

Kürzlich pries eine Marketingagentur Kupfersohlen als „neue Hoffnung für Rheumapatienten“ an – immerhin für 50 € das Paar. „Da Sohlen – im Vergleich zu Kupferarmbändern – eine ungefähr 14-mal größere Anwendungsfläche haben“, sollen sie die Effekte von Kupferarmbändern um ein Vielfaches übertreffen – so die Werbebotschaft.2 Aber auch für Kupfersohlen fehlen Wirksamkeitsbelege. Daher bleibt die Frage: Wie viel ist das 14-Fache von null – also von keinem feststellbaren therapeutischen Effekt?

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2013 / S.13