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Wie sehen Verbraucher:innen Melatonin?

Landen in der Verbraucherzen­trale viele Anfragen zu Mela­tonin?

Tatsächlich ja. Vor allem über die Fernsehwerbung und Internet­angebote werden Verbraucher:innen auf Einschlaf-Sprays mit Melatonin, aber auch auf Kapseln aufmerksam.

Für was halten Verbraucher:in­nen solche Produkte?

Die wenigsten denken dabei an Lebensmittel, weil sie eher an Arzneimittel erinnern: die Darreichungsform als Kapseln, die niedrigen Dosierungen in Milligramm oder auch ein Doktortitel im Produktnamen. Für Viele ist das mehr so eine Art natürliches Arzneimittel, dessen Wirksamkeit und Sicherheit sie für behördlich geprüft halten. Es wird quasi ein natürliches Schlafmittel erwartet – wirksam, aber frei von Risiken.

Einige Mittel werden nur in Apotheken verkauft. Sind die besser?

Für Verbraucher:innen ist es wichtig zu wissen, dass der Apothekenverkauf kein Qualitätsmerkmal für Gesundheitsprodukte ist. Denn für die Unternehmen ist es schlicht einfacher, ihre Produkte über den Pharma­großhandel in Apotheken zu platzieren, als in Drogerien oder im Supermarkt gelistet zu werden. Wünschenswert wäre es daher, dass das Apothekenpersonal besser über die Unterschiede zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln Bescheid weiß und informiert.

Denn es ist ja schon lange bekannt, dass auch Nahrungsergänzungsmittel Nebenwirkungen haben können, zumal solche Präparate oft in gleicher oder gar höherer Dosierung als entsprechende Arzneimittel angeboten werden. Konkrete Warnhinweise sieht das Lebensmittelrecht aber nicht vor. Deshalb haben wir als Verbraucherzentralen auch eine Datenbank zu etwaigen Wechselwirkungen angelegt und fordern schon lange, dass Hersteller besser über Risiken informieren müssen. Manche tun das mittlerweile freiwillig, vor allem die größeren Unternehmen. Das ist immerhin schon einmal ein Anfang.

Was empfehlen Sie Verbrau­cher:innen?

Vor allem beim Einkauf im Internet sollten Verbraucher:innen sehr kritisch sein. Hier ist es immer sinnvoll, erst einmal das Impressum zu überprüfen und sich zu fragen: „Kann ich die Firma notfalls erreichen?“ Sitzt der Anbieter beispielsweise auf Coco Islands, habe ich im Beschwerdefall keine Chance. Die Behauptung von gesundheitlichen Wirkungen sollte immer mit einer gesunden Portion Skepsis betrachtet werden. Denn Werbung neigt zu Übertreibungen. Diese Erfahrung machen wir mit unserer Informationsplattform „Klartext Nahrungsergänzung“. Allein dieses Jahr haben wir bereits 200 Hinweise auf dubiose Gesundheitsprodukte erhalten. Pro Jahr leiten wir rund 50 solcher Beschwerden an die amtliche Überwachung weiter. Auch das hilft, den Markt sicherer zu machen.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2022 / S.11