Wie der Klimawandel unserer Gesundheit schadet
Rezension: „Überhitzt“ aus dem Duden Verlag
Das Cover dieser Neuerscheinung aus dem Dudenverlag ist ein richtiger Hingucker: Der Titel trifft nicht nur ein hochbrisantes Thema, sondern verspricht auch, dass wir etwas tun können. Wir haben uns das Buch mal genauer angeschaut.

Der Klimawandel verändert unsere Umwelt gravierend. Das wirkt sich auf unsere persönliche Lebenssituation und die von künftigen Generationen aus. So viel ist bekannt. Was oft aber unterbelichtet bleibt: Der Klimawandel gefährdet auch massiv unsere Gesundheit, unser seelisches Wohlbefinden und damit auch unser soziales Verhalten.
Und genau hier setzen die Autorinnen Claudia Traidl-Hoffmann (Professorin für Umweltmedizin) und Katja Trippel (Wissenschaftsjournalistin) an: Ihr Buch beschreibt umfassend und eindringlich die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels. Geschildert werden in acht Kapiteln Symptome, Ursachen und Behandlungswege: von gesundheitlichen Belastungen durch Pollen und Allergien, Luftverschmutzungen, schädlichen Keimen, gefährlichen Insekten, seelischen Belastungen bis hin zu Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung. Die Autorinnen wollen wissen, was sich in diesen Bereichen ändern muss. Sie befragen dazu gezielt Expert:innen. Dabei wird – wen wundert‘s – klar: Wir alle dürfen keine Zeit verlieren, um unseren Planeten und damit auch unsere eigene Gesundheit samt Wohlbefinden zu retten.
Faktentechnisch haben die Autorinnen ohne Zweifel sauber recherchiert. Sie beschreiben fachkundig und eindrücklich Zusammenhänge wie Konsequenzen. Das Buch ist allerdings kein Ratgeber, auch wenn Klappentext und Cover nützliche Antworten bei persönlichen Gesundheitsfragen versprechen.
Die werden erst im letzten Abschnitt „Klimasprechstunde kompakt“ angegangen. Auf sieben Seiten gibt es Tipps für Hitzeschutz, Allergien oder Insektenstiche und ein paar Leseempfehlungen. Dass es bei Hitze sinnvoll ist, sich im Schatten aufzuhalten und bei starker Sonne eine Kopfbedeckung zu tragen, ist aber keine grundlegend neue Erkenntnis.
Dass das Buch zwei Autorinnen hat, merkt man ihm leider an. Der Schreibstil variiert oft, lange Sätze oder eher kompliziert verfasste Passagen laden zum Überblättern ein. Schwerfällig liest sich zudem das achtseitige einführende „Vorwort“-Interview, das der allgegenwärtige Eckart von Hirschhausen mit den Autorinnen führt. Hier brächte Kürze mehr Würze.
Generell hätte bei diesem Buch – gerade was die Textgestaltung angeht – einiges besser laufen können: Es ist, abgesehen von den neun Abbildungen, eine Bleiwüste, die nicht neugierig macht. Warum sich die Seitenzahlen auf der Innenseite des Buchblocks befinden, statt auf der Außenseite, wie es sonst üblich ist, bleibt ein Geheimnis des Buchgestalters. Das macht es schwer, gezielt zu ausgewählten Seiten zu gelangen, auf die das detaillierte Stichwortverzeichnis verweist. Im Quellenverzeichnis nur Links abzudrucken, ohne die Referenz explizit zu benennen, erschwert es Leser:innen, die jeweilige Quelle einzuordnen.
Mit einem sorgfältigeren Lektorat und einigen gestalterischen Tricks und Kniffen wäre es vermutlich ein fesselndes Sachbuch geworden. So legt man „Überhitzt“ eher angestrengt beiseite. Schade, denn das Buch hätte angesichts des aktuellen und wichtigen Themas eine breite Leserschaft verdient. Vielleicht spendiert der Verlag dem Buch ja eine überarbeitete 2. Auflage – uns würde das freuen.
Stand: 3. Februar 2022 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2022 / S.08