Pflanzliches Erkältungsmittel Umckaloabo
Winterzeit, Erkältungszeit. Viele Menschen leiden unter Schnupfen, Halsweh oder Husten. Manche setzen auf Hausmittel und die Kraft der Selbstheilung, andere suchen nach pflanzlichen Präparaten als „sanfter Alternative“ zu den üblichen Erkältungsmitteln. Das pflanzliche Produkt Umckaloabo®, ein alkoholischer Extrakt einer südafrikanischen Geranienart, zählt mit über 100 Millionen Euro (Apothekenumsätze 2005) zu den Umsatzrennern unter den pflanzlichen Mitteln. Erkältungskrankheiten werden durch Viren ausgelöst. Ein Nutzen des Extraktes gegen Erkältungen ist nicht durch seriöse Studien nachgewiesen.3 Vor allem kann Umckaloabo® nicht als Ersatz für Antibiotika dienen, die in seltenen Fällen notwendig werden können.
- Was denn nun? Werbung ist keine Information
- „Naturmedizin besser als Antibiotika?“ Eine bedenkliche und möglicherweise gefährliche Aussage. Darüber kann auch das Fragezeichen nicht hinwegtäuschen. In einem ähnlichen Fall wurde gerichtlich entschieden, dass ein Vergleich mit Antibiotika irreführend ist.2
- Falsche Versprechungen: Gegen Halsschmerzen, Schnupfen und Husten ist Umckaloabo® gar nicht mehr zugelassen. Seit 2006 ist nur noch die Anwendung bei akuter Bronchitis zulässig.1
- „Wirksam?“ Die Studien erlauben nach unserer Bewertung keinen seriösen wissenschaftlichen Beleg des Nutzens von Umckaloabo®. Ein „Schutzfilm” lässt sich vielleicht im Laborversuch erzeugen. Ein wirksamer „Schutzfilm” auf den Atemwegen nach Einnahme der Tropfen erscheint uns weder plausibel noch nachweisbar.
- „Wurzelextrakt aus Südafrika“. Die Geranienart Pelargonium sidoides wird tatsächlich in der traditionellen afrikanische Medizin bei Atemwegserkrankungen verwendet – als abgekochter Sud und nicht als alkoholischer Extrakt (wie bei Umckaloabo®). Sud und alkoholischer Extrakt unterscheiden sich in den verwendeten Dosierungen und Bestandteilen. Erfahrungen aus der traditionellen Anwendung lassen sich somit nicht auf Umckaloabo® übertragen.
- „… sehr gut verträglich“? Umckaloabo® kann zu Magen- Darm-Beschwerden und Überempfindlichkeitsreaktionen führen. Die enthaltenen Kumarine können Nasen- und Zahnfleischbluten auslösen. Es liegen Verdachtsberichte zu Leberschädigungen vor.4
- Vorsicht bei Kindern: Das Medikament enthält 2% Alkohol.
Wir können Umckaloabo® bei Erkältungen nicht empfehlen. Eine normale Erkältung verschwindet nach wenigen Tagen von selbst. Wann Sie besser doch zum Arzt gehen und was Sie selbst sinnvoll zur Linderung der Beschwerden tun können, erfahren Sie in unserem Patientenbrief Erkältungskrankheiten (GPSP Nr. 1/2005).
Stand: 1. Dezember 2006 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2006 / S.05