Blaubeeren oder blauäugig?
Derzeit wird viel für Nahrungsergänzungsmittel mit Myrtillusbeere geworben – besser bekannt als Heidelbeere, Blaubeere, Bickbeere oder Schwarzbeere. Die Beeren werden als „natürliches Putzmittel für Gefäße“ angepriesen. Sie sollen angeblich bei Ohrgeräuschen (Tinnitus) oder Demenz helfen. Solche Behauptungen entbehren einer nachvollziehbaren, durch klinische Studien belegbaren Grundlage.1
- „Sensationell“: ein inhaltsleeres Schlagwort ohne medizinische Relevanz
- „Myrtillus-Extrakt“: Das klingt exotisch, dabei handelt es sich einfach nur um Heidelbeeren
- „Aus USA“? Das ist kein Qualitätsmerkmal und keine Rechtfertigung für den hohen Preis von 18,95 € für 90 Pillen. Gibt es hierzulande etwa keine Blaubeeren?
- „Völlig nebenwirkungsfrei“? Ärzte lernen als erstes: „Keine Wirkung ohne Nebenwirkungen“
- „Nur begrenzte Menge verfügbar“: Dies ist eine typische Formulierung, die zum unüberlegten Kauf anreizen soll
- „Hilft gegen fast alles“? Schön wärs! Aber solche Wunderpillen gibt es nicht „Nur begrenzte Menge verfügbar“: Dies ist eine typische Formulierung, die zum unüberlegten Kauf anreizen soll“
- „Lesen Sie mehr.“ Ob sich auf der Internetseite wohl wissenschaftliche Belege des Nutzens finden? Weit gefehlt – statt dessen bietet die Internetseite unter anderem unseriöse „Erfolgsberichte“
Oft wird in Werbeanzeigen auf „US Wissenschaftler der Tufts Universität“ verwiesen, die Myrtillus Beeren empfehlen würden.2 Die Forschung an dieser Universität gibt Hinweise auf antioxidative und die Gefäße beeinflussende Effekte, die auf die in den Blaubeeren enthaltenen Farbstoffe (Anthocyane) zurückgeführt werden. Allerdings wurden die Experimente an Ratten,3 Fadenwürmern4 und menschlichen Zellkulturen5 durchgeführt. Solche Ergebnisse der Grundlagenforschung können einen Nutzen für den Menschen nicht belegen.
Ein eindeutiger Beleg für den gesundheitlichen Nutzen von Blaubeerextrakten fehlt. Die einzige garantierte Wirkung von Heidelbeerkapseln betrifft den Inhalt Ihres Geldbeutels.
Stand: 1. Oktober 2007 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2007 / S.16