Zum Inhalt springen
© cebas/ iStockphoto.com

Wenn die Balance nicht stimmt

Flüssigkeitsmangel bei Älteren vermeiden

Wasser ist Leben – das merkt man besonders dann, wenn ältere Menschen nicht genug trinken. Denn Austrocknung kann vielfältige Probleme nach sich ziehen. Was tun?

Gerade im Sommer melden die Medien hin und wieder, dass ältere Menschen wegen einer Austrocknung ins Krankenhaus müssen. Diese so genannte Dehydrierung oder auch Dehydratation ist gefährlich, weil bei Flüssigkeitsmangel das Blutvolumen abnimmt und der Blutdruck sinkt. Das kann Schwindel verursachen, und gerade ältere Menschen können dadurch stürzen – und sich die Knochen brechen. Auch das Risiko für Verwirrtheit und Verstopfung steigt. Außerdem kann sich schneller eine Thrombose und bei Bettlägerigen zudem ein Druckgeschwür entwickeln.1

Wenig Forschung

Alles keine trivialen Probleme. Dennoch gibt es dazu nur wenige systematische Untersuchungen. Das liegt allein schon an dem Begriff „Austrocknung“, der sehr unterschiedlich definiert wird. Folglich fehlen zum Beispiel eindeutige Zahlen dazu, wie viele ältere Menschen es tatsächlich trifft. Auch für Risiken und vorbeugende Maßnahmen gibt es nur wenige zuverlässige Studien, sodass die meisten Empfehlungen in der wissenschaftlichen Literatur auf Erfahrungswerten und theoretischen Überlegungen basieren.

Veränderungen im Alter

Zum Austrocknen kommt es, wenn mehr Flüssigkeit durch Ausscheidungen, Schwitzen und Atmung verloren geht als durch Flüssigkeitsaufnahme kompensiert wird. Dass dies im Alter häufiger vorkommt, ist kein Zufall. Viele Faktoren spielen mit: So können die Nieren häufig nicht mehr so gut Wasser aus dem Urin zurückgewinnen. Dadurch wird mehr Wasser ausgeschieden. Auch das Durstempfinden kann sich mit den Jahren verringern. Und so manche Ältere beschränken die Trinkmenge absichtlich, weil sie es manchmal nicht schnell genug zur Toilette schaffen oder unter unfreiwilligem Harnverlust (Inkontinenz) leiden.

Probleme bei Krankheit oder Behinderung

Manchmal verhindern ganz praktische Probleme eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung: Wer nur noch eingeschränkt mobil ist, kann sich – ohne Unterstützung – vielleicht nur schwierig mit Getränken versorgen. Schluckbeschwerden, die etwa nach Schlaganfällen oder im fortgeschrittenen Krankheitsstadium bei Parkinson auftreten können, behindern ebenfalls das Trinken. Lassen durch Alter oder Krankheit – etwa bei Demenz – die geistigen Fähigkeiten nach, vergisst man es womöglich, wenn niemand daran erinnert. Außerdem kann Durchfall schnell zur Austrocknung führen.

Medikamente als Ursache

Schließlich erhöhen bestimmte Medikamente die Ausscheidung von Urin und sorgen so für zusätzlichen Flüssigkeitsverlust. Zu diesen Arzneimitteln gehören insbesondere Diuretika wie Hydrochlorothiazid (HCT), die gerne als Blutdrucksenker und bei Herzinsuffizienz eingesetzt werden, aber auch Diabetesmittel wie Dapagliflozin oder Empagliflozin. Wer solche Mittel einnimmt, sollte besonders gut auf eine ausgeglichene Flüssigkeitsbilanz achten.

Schwierige Diagnose

Ob tatsächlich eine Austrocknung droht oder bereits besteht, ist oft nicht einfach festzustellen. Ein gebräuchliches Kriterium ist ein Gewichtsverlust von drei Prozent innerhalb einer Woche. Diese Regel hilft allerdings nur weiter, wenn das Ausgangsgewicht bekannt ist und keine weiteren Probleme vorliegen, etwa Verstopfung oder Wassereinlagerungen (Ödeme). Manche der Anzeichen von Austrocknung wie Verwirrtheit, eine verwaschene Sprache oder eingesunkene Augen fallen in der Regel erst bei schwerem Flüssigkeitsmangel auf. Dann ist ärztliche Hilfe in jedem Fall nötig (siehe Kasten).

Eine Austrocknung im leichten oder mittelschweren Stadium zu erkennen, ist dagegen deutlich schwieriger. Symptome sind eine verringerte Urinausscheidung und eine dunklere Urinfarbe. Trockene Haut oder Durst sind als Kennzeichen meist nicht zielführend, weil sie unabhängig von einer Dehydrierung entstehen können und nicht zwangsläufig auftreten müssen. Umso wichtiger ist es, einem Flüssigkeitsmangel vorzubeugen. Das einfachste und beste Mittel ist es, angepasst an die jeweilige Situation ausreichend zu trinken. Was heißt das aber genau?

Wie viel ist genug?

In den Medien kursieren die wildesten Gerüchte darüber, wie viel man pro Tag trinken sollte: vielleicht drei Liter oder sogar mehr? Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sind da eindeutig: Erwachsene sollten über den Tag verteilt 1,5 Liter trinken, bevorzugt Wasser, ungesüßten Kräuter- oder Früchtetee oder stark verdünnte Saftschorlen (ein Teil Saft, drei Teile Wasser). Weniger als ein Liter sollte es pro Tag nicht werden, um Flüssigkeitsmangel zu vermeiden. Wem das schwerfällt, findet im Kasten einige hilfreiche Tipps, um die empfohlene Menge zu schaffen. Übrigens werden auch Suppen und andere wasserreiche Speisen in die Bilanz einbezogen – ebenso koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, schwarzer oder grüner Tee. Allerdings gilt hier: Konsum in Maßen.2

Verluste ersetzen

Wer stark körperlich aktiv ist, etwa bei der Arbeit oder beim Sport, verliert durch Schwitzen noch mehr Flüssigkeit. Die muss natürlich zusätzlich kompensiert werden. Gleiches gilt bei Fieber, Durchfall oder Erbrechen, bei hochsommerlichen Temperaturen oder wenn man sich in stark beheizten Räumen aufhält.

Trinken mit Einschränkungen

Manchmal ist es notwendig, die Trinkmenge etwas zu begrenzen. Das ist bei größeren Wassereinlagerungen im Körper der Fall, etwa wenn die Ausscheidung bei Nierenerkrankungen eingeschränkt ist oder bei Herzschwäche oder Lebererkrankungen. Da eine eigenständige Beschränkung durchaus Probleme bereiten kann, sollte dies im Einzelfall immer mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden.

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2018 / S.04