Wenig Verlass aufs Internet: Gesundheitsinformation im WWW
Immer mehr Menschen informieren sich zum Thema Gesundheit im Internet. Wie gut die Information ist, hängt davon ab, auf welchen Seiten man sucht. US-Wissenschaftler haben an einem Beispiel gezeigt, dass die Hälfte der Tipps und Empfehlungen nicht dem Stand des Wissens entsprach.1
Eine typische Suche beginnt mit einer Suchmaschine. Ob die gefundenen Gesundheitstipps wissenschaftlichen Empfehlungen entsprechen, haben Mediziner am Beispiel von Schlafproblemen bei Kleinkindern überprüft. Sie nutzten dafür Google. Als Suchbegriffe wählten sie Kombinationen wie „Kind Schnuller“, „Kind Schlafposition“, aber auch „plötzlicher Kindstod“. Die ersten 100 Treffer wurden danach bewertet, ob sie mit den Empfehlungen des amerikanischen Verbands der Kinderärzte (American Academy of Pediatrics AAP) übereinstimmten. Die AAP spricht sich z. B. für Schnuller aus, empfiehlt als optimale Schlafposition, das Baby auf den Rücken zu legen, und rät davon ab, irgendwelche Produkte zu verwenden, die laut Werbung vor dem plötzlichen Kindstod schützen sollen.2
Gute Seiten, schlechte Seiten
Wie zu erwarten, war die Qualität der geprüften Webseiten sehr unterschiedlich. Die Empfehlungen staatlicher Einrichtungen entsprachen in acht von zehn Fällen denen der AAP. Ganz anders die privaten Webseiten: Nur drei von zehn folgten den offiziellen Empfehlungen der Kinderärzte. Ähnlich miserabel waren die Informationen in Blogs und Diskussionsforen. Die größten Abweichungen zeigten sich bei Webseiten, auf denen Produkte zum Verkauf angeboten werden. Nicht einmal eine von zehn entsprach den Fachempfehlungen. Videos auf Youtube bewegten sich im Mittelfeld, fünf von zehn stimmten mit den Ratschlägen der AAP überein. Die Untersuchung der Informationsqualität bezieht sich zwar auf die USA und auf ein Thema, bei dem so manches Meinungssache ist. An dem Ergebnis gibt es aber wenig zu deuteln: Wer Gesundheitsinformationen im Internet sucht, ist gut beraten, zu prüfen von wem die Informationen stammen, welche Interessen verfolgt werden und auf welche Erfahrungen und Quellen sich die Autoren berufen.
Stand: 1. April 2013 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2013 / S.26