Schmerzmittel Metamizol: Risiko Agranulozytose
Zu wenig weiße Blutkörperchen als Nebenwirkung
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft warnte angesichts steigender Verordnungszahlen erneut vor einer sehr seltenen, aber dann lebensbedrohlichen Nebenwirkung des Schmerzmittels Metamizol, auch als Novaminsulfon bekannt: So kann die Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen stark zurückgehen, Fachleute sprechen dann von einer Agranulozytose. Wie diese unerwünschte Wirkung entsteht, ist bisher nicht vollständig geklärt. Weil dadurch die Immunabwehr beeinträchtigt ist, können leichter Infektionen auftreten, die sich bis zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung entwickeln können, wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wird.1
Das Problem ist seit langem bekannt, wird aber nicht immer beachtet. Verdächtige Anzeichen einer Agranulozytose sind Fieber, Halsschmerzen und entzündete Stellen an der Mundschleimhaut. Wenn während der Einnahme von Metamizol solche Beschwerden auftreten, sollten Patient:innen das Medikament sofort absetzen und sich mit Arzt oder Ärztin in Verbindung setzen, die dann das Blut untersuchen lassen. Bei längerer Einnahme von Metamizol sind regelmäßige Blutbildkontrollen unbedingt ratsam.
Metamizol ist ein mittelstarkes verschreibungspflichtiges Schmerzmittel. Wegen des Agranulozytose-Risikos und weiterer schwerer Nebenwirkungen darf es nur in bestimmten Anwendungsgebieten eingesetzt werden, etwa bei Koliken oder wenn andere Maßnahmen oder Schmerzmittel wie Ibuprofen nicht ausreichend helfen, aber die Schmerzen nicht so stark sind, dass Opioide nötig wären. Leichtfertig sollte Metamizol aber wegen der seltenen lebensbedrohlichen Risiken nicht eingesetzt werden. Wer solche Mittel von einer früheren Behandlung in der Hausapotheke hat, sollte sie nicht ohne ärztliche Rücksprache für andere Beschwerden einnehmen und keinesfalls an andere weitergeben.
Stand: 2. Mai 2024 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2024 / S.23