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© Jakob Frey-Schaaber

Schmerzmittel Metamizol: Risiko Agranulozytose

Zu wenig weiße Blutkörperchen als Nebenwirkung

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft warnte angesichts steigender Verordnungs­zahlen erneut vor einer sehr seltenen, aber dann lebensbedrohlichen Nebenwirkung des Schmerzmittels Metamizol, auch als Novaminsulfon bekannt: So kann die Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen stark zurückgehen, Fachleute sprechen dann von einer Agranulozytose. Wie diese unerwünschte Wirkung entsteht, ist bisher nicht vollständig geklärt. Weil dadurch die Immunabwehr beeinträchtigt ist, können leichter Infektionen auftreten, die sich bis zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung entwickeln können, wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wird.1

Das Problem ist seit langem bekannt, wird aber nicht immer beachtet. Verdächtige Anzeichen einer Agranulozytose sind Fieber, Halsschmerzen und entzündete Stellen an der Mundschleimhaut. Wenn während der Einnahme von Metamizol solche Beschwerden auftreten, sollten Patient:innen das Medikament sofort absetzen und sich mit Arzt oder Ärztin in Verbindung setzen, die dann das Blut untersuchen lassen. Bei längerer Einnahme von Metami­zol sind regelmäßige Blutbild­kontrollen unbedingt ratsam.

Metamizol ist ein mittelstarkes verschreibungspflichtiges Schmerzmittel. Wegen des Agranulozytose-Risikos und wei­terer schwerer Neben­wir­kun­gen darf es nur in bestimmten Anwen­dungs­gebieten eingesetzt werden, etwa bei Koliken oder wenn andere Maßnahmen oder Schmerzmittel wie Ibuprofen nicht ausreichend helfen, aber die Schmerzen nicht so stark sind, dass Opioide nötig wären. Leichtfertig sollte Meta­mi­zol aber wegen der seltenen lebensbedrohlichen Risiken nicht ein­gesetzt werden. Wer solche Mittel von einer früheren Behand­lung in der Hausapotheke hat, sollte sie nicht ohne ärzt­liche Rücksprache für andere Be­schwerden einnehmen und kei­nes­­falls an andere weitergeben.

 

Metamizol – eine nicht so gute alte Pille?

 

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2024 / S.23