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Pflaster zum Abnehmen oder Geld verdienen?

Für viele ein Traum: „Die einfache Methode, um unerwünschte Kilos […] für immer los zu werden!“.1 Solche Werbebehauptungen für das Jen Fe Pflaster grenzen an Quacksalberei. Bedenklich sind auch die zweifelhaften Vertriebsmethoden.

Im Internet wird auf zahlreichen Seiten für das „Abnehmpflaster“ Jen Fe geworben. Die Botschaft ist verlockend: Einfach aufkleben, und schon purzeln die Pfunde. Ohne Nebenwirkungen. Die Aussagen zu den Inhaltsstoffen sind nichtssagend. Das Pflaster enthält einen „patentierten pflanzlichen Inhaltsstoff Forselan®“. Guarana soll zur „Aktivierung des Energieumsatzes“ dienen, Pfeffer soll den „Energieumsatz im Körper“ akti­vieren. Erstaunliche weitere Zutat für ein Abnehmpflaster: Ein Grüntee-Extrakt soll die Haut verschönern.

Ein Monatsvorrat Pflaster kostet 71,95 €. Schneller wirken sollen die Jen Fe Plus Pflaster für 119,95 €, die mit Auszügen der „Goabohne“ und „der afrikanischen Pflanze Griffonia simplicifolia“2 angereichert sind. Die Begründungen für den Einsatz der bunten Mischung sind abenteuerlich. Aus dem Pflaster sollen „positive Wirkungen auf den Menschen teilweise auch ohne stoffliche Aufnahme allein durch Informations­übertragung eintreten.“2

Oder: „Aus dem Pflaster heraus ist die stoffliche Aufnahme jedoch sehr gering, so dass der Nutzen für das Wohlfühlgewicht nicht in herkömmlichen Denkmustern erklärbar ist.“1 Da wundert einen gar nichts mehr.

Eine angeblich durchgeführte „klinische Studie“3 scheint ein Fantasieprodukt der Anbieter zu sein, in der Fachliteratur4 finden wir keine Hinweise auf eine solche Untersuchung. An anderer Stelle macht man es sich noch einfacher: „Quelle: Heilpraktiker Kurt Peller“.5

©Thomas Kunz

Zweifelhaftes Vertriebssystem

Auf der Webseite des Vertreibers Nexeurope kann der interessierte Kunde das Produkt kaufen, wird aber auch aufgefordert, „Vertragshändler“ zu werden. Er soll sechs Monatspackungen erwerben und eine eigene Webseite für ein Jahr mieten. Das Paket kostet 458,15 €. Gelockt wird mit enormen Verdienstmöglichkeiten. Wer mitmacht, soll nicht nur Pflaster verkaufen, sondern zugleich neue Händler anwerben. Neudeutsch nennt man das schönredend Network Marketing: Aussichten auf besseren Verdienst hat nur, wer zwei Händler anheuert. Diese brauchen ihrerseits wieder je zwei Händler usw. Verlockend ist die Aussicht auf eine wöchentliche „garantierte Auszahlung von 75% des gesamten unternehmensweiten Geschäftsumsatzes“1 an die Händler. Die Ausschüttung der Gewinne funktioniert nach einem schwer durchschaubaren Punktesystem. Offen bleibt, wie viele Pflaster man verkaufen muss. Hat man die intransparente Mindestzahl von Punkten zum Monatsende nicht erreicht, verfallen alle. Weitere Klauseln führen ebenfalls zum Verlust der Provision.

Das Jen Fe Pflaster ist nicht nur ein Produkt, für das wir keinen Nutzen erkennen, sondern das auch schnell zum Problem werden kann. Wer sich als Vertragshändler bindet, geht erhebliche finanzielle Risiken ein. Der enorme Druck zum Anwerben weiterer „Unterhändler“ kann zur Belastungsprobe für Verwandtschaft und Freundeskreis werden.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2008 / S.07