Patientenmagazin: Ungesunde Nähe zu Pharma
NeuroTransConcept nennt sich ein bundesweites Netz von 67 Arztpraxen für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Es gibt das Patientenmagazin NTC Impulse heraus. Im Heft1 hat Novartis eine Werbung zu Multipler Sklerose geschaltet: „Spüren Sie, dass sich Ihre Symptome verändern?“ (oben links). In einer weiteren Anzeige von Novartis, die wie redaktioneller Text gestaltet ist (oben rechts) heißt es: „Nach aktueller Erkenntnis kann (…) am erfolgsversprechensten behandelt werden, wenn möglichst früh mit einem möglichst wirksamen MS-Medikament behandelt wird (…). In den letzten Jahren sind neue Medikamente auf den Markt gekommen. Einige wirken gezielter als andere (…).“ Weiter wird gefragt, ob man mit der aktuellen Therapie „zufrieden“ sei. Novartis bietet seit 2020 das MS-Mittel Siponimod an. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) konnte keine Vorteile gegenüber anderen Arzneimitteln gegen MS erkennen.2
- Werbung … redet den Therapiewechsel bei Multipler Sklerose herbei.
- … auch Werbung Das „Wissen“ zu MS liefert Novartis. Klein steht über dem Beitrag „Anzeige“.
- Keine Angst vorm Spritzen? Neue teure Migränemittel müssen gespritzt werden.
- Attacke auf den Geldbeutel Fremanezumab von Teva ist 27 bis 178 mal so teuer wie andere Migränemittel.
Ebenfalls in NTC Impulse3 findet sich ein Artikel zur Migränebehandlung, der einen Schwerpunkt auf „moderne Wirkstoffe“ legt, die subkutan gespritzt werden (unten links). Auf der nächsten Seite im Heft eine Werbung von Teva (unten rechts). Die Firma bietet mit Fremanezumab einen solchen „modernen Wirkstoff“ an, Preis 7.652 Euro pro Jahr. Andere Migränemittel kosten zwischen 43 und 277 Euro, ausnahmsweise auch 3.326 Euro. Vorteile sieht der G-BA für Fremanezumab nur, wenn keine andere Therapie mehr hilft. Das trifft nur auf etwa 1% aller Migränepatient:innen zu.4
Stand: 31. Oktober 2022 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2022 / S.28