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Neosino Nano-Produkte: Auf Sand gebaut

Nachwirkungen

Mit besonders fein gemahlenen Mineralien will die Neosino AG die Leistungen von Sportlern steigern. Der Deutsche Sportbund stieg auf Empfehlung von Bayern München ein und machte Werbung für diese „Nano-Produkte“ (wir berichteten in GPSP 2-2005, S. 8-9). Neben den nicht belegten Heilsversprechen wurde jetzt der Verdacht geäußert, dass das Produkt nicht einmal Nano-Teilchen enthält.

Das Fernsehmagazin Panorama nahm den Bericht in GPSP zum Anlass, das angebliche Nano-Produkt vom renommierten Max-Planck-Institut in Potsdam untersuchen zu lassen.a Demnach sollen die Teilchen vielfach größer sein als auf der Packung angegeben. Das ernüchternde Urteil von Prof. Markus Antonietti vom Institut: „Sie könnten auf einen ganz normalen Bolzplatz gehen und den Staub, den Sie dort aufwirbeln würden, einnehmen, das hätte genau die gleiche Wirkung, wie die Dinge, die in diesen Kapseln enthalten sind. Die Leute schlucken sozusagen Bolzplatz in Kapseln.“b Die Firma Neosino versucht mit Gutachten gegenzuhalten. Zweifel an den behaupteten Nano-Eigen­schaften der Bestandteile scheinen uns aber angebracht. Der Erfinder gab selber preis, dass der Rohstoff aus einer gewöhnlichen Sandgrube stammt. Entscheidener ist jedoch die mangelhaft belegte Wirksamkeit des Produkts.

Als Geschäftsidee eignet es sich allemal: 2004 machte die Neosino-Gruppe 220.000 Euro Umsatz. Durch die Umwandlung in eine Aktien­gesellschaft wurde daraus ein Unternehmen mit einem Börsenwert von über 200 Millionen Euro.  Was Aktionäre allerdings kurzfristig beflügelt hat, sollte die Verbraucher abschrecken. Wenn Prominente wie der Fußballarzt von Bayern-München, Müller-Wohlfahrt, oder Spieler wie Roy Makaay für Nahrungs­ergänzungen wie die Neosino-Produkte werben, geht es um das weitere Füllen ohnehin schon praller Geldbörsen, aber nicht um die Gesundheit der Verbraucher.

Sportbund reagiert

Immerhin hat der Deutsche Sportbund (DSB) auf Grund der Kritik die Zusammenarbeit mit Neosino nun eingestellt. Der DSB begründet das mit seiner allgemein kritischeren Haltung gegen­über Nahrungs­ergänzungs­mitteln im Rahmen der Anti-Doping-Strategie. Trotz Einschaltung der Börsenaufsicht und einer drohenden Klage wegen irreführender Heilungsversprechen gegen den Vereinsarztd wird bei Bayern-München vorerst gemauert. Die Neosino-Produkte werden weiter auf der Vereins-Homepage verkauft.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2006 / S.11