Marketing für Intimwaschlotion
Braucht frau das?
Ein Anbieter wirbt für seine Intimwaschlotion mit dem Argument, der Bedarf sei durch eine Umfrage unter Verbraucherinnen bestätigt.1 Die Anzeige versucht, einen wissenschaftlich-seriösen Eindruck zu erwecken.
Auf dem deutschen Kosmetik- und Pflegeproduktemarkt sind diverse Unternehmen aktiv, die Intimpflegetücher oder Intim-Waschlotionen anbieten. Darunter auch die Firma Dr. August Wolff. Sie schickt die Vagisan® Intimwaschlotion ins Rennen.
In großformatigen Anzeigen wirbt Dr. Wolff in Tageszeitungen unter der Überschrift „Intimbereich braucht spezielles Waschprodukt“. Dass es diesen Bedarf überhaupt gebe, habe eine Umfrage bestätigt. Der zufolge habe eine „große Mehrheit der Verwenderinnen“ die „protektive Wirkung“ des Produkts bescheinigt.
Die Anzeige erweckt den Eindruck, dass es für Frauen selbstverständlich sei, eine Intimlotion zu nutzen. Und vor allem, dass sie dadurch eine „protektive“, also schützende Wirkung erfahren. Doch ob das tatsächlich stimmt und wovor genau die Lotion eine Frau bewahren kann, wird nicht verraten. Stattdessen wird die Befragung des Herstellers zum Produkt, die 240 Frauen zwischen 2006 bis 2008 – also vor mehr als zehn Jahren – ausgefüllt haben, zur „Studie“ erklärt. Dabei handelt es sich aber um „eine nicht publizierte Verbraucherbefragung zur Anwendungszufriedenheit“.2 Deshalb ist nicht ersichtlich, welche Fragen die Frauen konkret beantworten haben. Was genau meint zum Beispiel „seltener auftretende Beschwerden“, die laut Dr. Wolff 78 Prozent der befragten Frauen dieser Lotion zuschreiben?
GPSP sieht die Verwendung von Waschlotionen für den Intimbereich grundsätzlich kritisch. Auch pH-neutrale Intimreinigungsmittel können zwischen den Schamlippen zu unnötigen Problemen im Scheidenbereich führen. Durch übertriebene Intimhygiene wird leicht das Gleichgewicht zwischen natürlichen, schützenden Keimen auf der Schleimhaut und krankmachenden Keimen gestört, was die Scheide anfälliger für Infektionen macht.3,4 Klares Wasser ist deshalb das geeignete Reinigungsmittel für den Intimbereich zwischen den Schamlippen.5
Dieser Rat gilt generell auch für andere Produkte der Intimpflege, zumal bei Laboruntersuchungen6 herauskam, dass die meisten Konservierungsstoffe enthalten. Sie können Reizungen und Allergien auslösen. In einer Waschlotion fand man sogar Formaldehyd: Es steht im Verdacht, Krebs zu erregen. In Tüchern und einer Intimwaschlotion fanden die Tester zudem eine halogenorganische Verbindung. Diese sind in kosmetischen Produkten wie Zahncremes und Lippenstift schon längst verboten.
Stand: 8. März 2018 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2018 / S.26