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© lechatnoir/iStock

Placebo-Effekt

Ich beziehe seit mehreren Jahren Ihre Zeitschrift „Gute Pillen – schlechte Pillen“, und ich möchte nun das Abonnement zum 1.1.2020 kündigen. (…) Nebenbei bemerkt: Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Homöopathie gemacht – da ist es mir egal, ob es ein Placeboeffekt ist oder nicht. Hauptsache, es nützt mir. Das homöopathische Produkt „xxx“1 hat mich von meinem quälenden, 14 Monate anhaltenden Husten befreit. Alle Allopathika nützten nix, außer dem Hammer mit Codein, was auf Dauer nicht so gesund ist. A.G.-M.

GPSP: Wir bedauern es, dass Sie Ihr Abonnement gekündigt haben und nehmen an, dass unser Schwer­punkt im letzten Heft (4/2019) der Anlass war. Dort hatten wir berichtet, dass Homöopathie nicht besser wirkt als Placebo, Hersteller der Produkte aber alle möglichen Methoden nutzen, um diese wissenschaftlich gut belegte Tatsache zu verschleiern.

Dass der Placeboeffekt eine heilsame Wirkung haben kann, darauf machen wir immer wieder aufmerksam. Das zeigt zum Beispiel auch die Besserung bei Depressionen – im Studienarm, in welchem die Patienten Placebo erhielten (GPSP 2/2019, S. 9). Im Übrigen darf auch nicht übersehen werden, dass viele Beschwerden von ganz alleine verschwinden – mit oder ohne Behandlung. Ein kritischer Blick, ob überhaupt eine Behandlung nötig ist und – wenn ja – mit welchen Medikamenten, kann unnötige oder ungeeignete Therapien reduzieren helfen. Dafür machen wir GPSP.

GPSP und seine vier Mutterzeitschriften sind unabhängige, werbefreie Blätter, die der evidenz­basierten Medizin verpflichtet sind. Hauptanliegen der Redaktion ist die neutrale Bewertung des Nutzens, des Schadens und der Kosten von Arzneimitteln und Therapieverfahren. Für die Texte im Heft werden stets nur einwandfrei durchgeführte wissenschaftliche Untersuchungen und solide Studienergebnisse zugrunde gelegt.

Es wäre unredlich, wenn wir unseren Leserinnen und Lesern suggerieren würden, dass Homöopathie über den Placeboeffekt hinaus einen nennenswerten Nutzen hätte. Dass es Ihnen wieder besser geht, freut uns. Aber daraus eine Empfehlung für andere abzuleiten – das wäre aus unserer Sicht falsch.

  1. Produktnamen entfernt. Wir möchten an dieser Stelle keine Werbung machen, schon gar nicht für ein Mittel, dass wir angesichts der Evidenzlage für wirkungslos halten.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2019 / S.26