Defibrillator
Mit großem Interesse las ich den Artikel zu Vorhofflimmern in Heft 6/2017. Man sieht jetzt in der Öffentlichkeit immer häufiger „Defibrillatoren“-Apparate. Ich versuche mir vorzustellen, ob ich im Ernstfall bereit und in der Lage wäre, mit einem solchen Gerät Hilfe zu geben. Die Botschaft lautet ja immer, der einzige Fehler, den man begehen könne, sei NICHTS zu tun. Wie sehen Sie das? A.B.
GPSP: Unser Artikel berichtete über das Vorhofflimmern – Defibrillatoren helfen gegen etwas Anderes: das Kammerflimmern. Dabei handelt es sich um chaotische elektrische Impulse und Entladungen der Muskulatur der Herzkammern. Das ist akut lebensbedrohlich: Die Herzkammern pumpen kein Blut mehr. Trotz vorhandener elektrischer Impulse besteht ein kompletter Kreislaufstillstand. Der führt nach wenigen Sekunden zur Bewusstlosigkeit – und schnell zum Tod. Darum müssen sofort Wiederbelebungsmaßnahmen (Reanimation) eingeleitet werden. Die Chance ist groß, durch einen kurzen Stromstoß einen Herzrhythmus – der ja auf elektrischen Impulsen beruht – wiederherzustellen. Dann wird auch wieder Blut gepumpt. Die Behandlung heißt Defibrillation und funktioniert ähnlich wie die Kardioversion beim Vorhofflimmern.
Die modernen Defibrillatoren – kurz Defis – sind sicher und von Laien technisch problemlos zu bedienen: Sie analysieren automatisch die elektrischen Impulse des Herzens und melden, ob die Aktion sinnvoll ist. Wichtig: Man sollte lernen, ohne Scheu mit dem Gerät umzugehen, um keine wertvolle Zeit zu verlieren. Leider hinken wir in Deutschland mit Übungsmöglichkeiten hinterher. So lässt sich der Defi meist nur in bestimmten Erste-Hilfe-Kursen ausprobieren. In Schweden ist man weiter. Dort werden Reanimation und Defi-Handhabung schon in der Schule unterrichtet.
Eine Beatmung (Mund zu Mund) ist bei einer Reanimation durch medizinische Laien nicht mehr erforderlich. Studienergebnisse zeigen, dass der Erfolg durch zusätzliche Beatmung nicht besser wird. Wahrscheinlich weil man während der Beatmung die so wichtige Herzdruckmassage, die den Blutkreislauf aufrecht erhält, immer wieder unterbricht.
Stand: 28. Dezember 2017 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2018 / S.24