Schilddrüsen-Check
Was bringt er?
Kürzlich hat der von den Krankenkassen finanzierte IGeL-Monitor, der anhand von guten Studien prüft, was an den kostenpflichtigen Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) in Arztpraxen dran ist, den Nutzen eines Schilddrüsen-Check untersucht.5 Die Idee ist, eine Erkrankung möglichst früh festzustellen, und die Annahme lautet: je früher erkannt, desto besser die Heilungschancen.
Beim Schilddrüsen-Check muss der Patient oder die Patientin 20 bis 30 € aus eigener Tasche zahlen. Dabei wird über eine Blutentnahme jenes Hormon (TSH) bestimmt, das von einer zentralen Schaltstelle im Gehirn aus die Schilddrüse stimuliert.
Das Ergebnis des IGeL-Monitors ist ernüchternd: Die einzige Übersichtsarbeit zum Nutzen des Schilddrüsen-Checks ergab, dass die zentrale Frage „Was nützt die Untersuchung und welchen Schaden kann sie anrichten?“ in der bisherigen Forschung schlichtweg ausgeklammert worden war. Allerdings konnten die Autoren der Studie feststellen, dass es nichts bringt, Menschen mit einem leicht erhöhten TSH sofort mit L-Thyroxin zu behandeln. Dafür spricht auch eine andere aktuelle Studie, der zufolge sich das Befinden von Senioren (Müdigkeit, Gedächtnisschwäche, Übergewicht), die deshalb mit L-Thyroxin behandelt werden, nicht verbessert.6
Fazit des IGeL-Monitor: „Es ist also unwahrscheinlich, dass die TSH-Bestimmung zur Früherkennung einen Nutzen hat, aber letztlich weiß man es nicht genau.“
Demgegenüber ist mit schädlichen Auswirkungen des Tests zu rechnen: Meist werden Menschen verunsichert, wenn sie erfahren, dass ihre Werte nicht optimal sind, auch wenn sie gar keine Beschwerden haben. Dabei bekommt nur ein Bruchteil der Menschen mit auffälligen TSH-Werten später Beschwerden. Aber negative Effekte des Checks sind abzusehen, etwa wenn jemand mit Schilddrüsenmedikamenten behandelt wird, obwohl das nicht nötig ist.
Schilddrüsenmedikamente: GPSP 6/2015, S. 10
Stand: 29. Juni 2017 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2017 / S.15