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© ananaline/iStock

Ausgesiebt – Schlechte Medikamente

Manchmal sind Arzneimittel, die schon seit Langem zugelassen und im Handel sind, top und haben einen hohen Stellenwert. (Darum gibt es die GPSP-Rubrik „Gute alte Pillen“.) Und manchmal sollten sie schleunigst vom Markt – was natürlich für neue Präparate, die mit viel Geld beworben werden, genauso gilt. Das Problem: Zulassungs- und Kontrollbehörden interessieren überholte und unsinnige Präparate nicht wirklich. Vor allem tun sie sich schwer, einmal getroffene Entscheidungen infrage zu stellen und rückgängig zu machen.

Die unabhängige französische Zeitschrift „Revue Prescrire“ ist darum in die Offensive gegangen und hat bereits 2013 eine Liste von Medikamenten veröffentlicht, die man lieber nicht nehmen sollte.4 Die Macher dieses international angesehenen Medizinjournals kamen 2014 auf 71 Wirkstoffe. Von dieser Negativliste wurden inzwischen 2 Präparate gestrichen, weil ihr Nutzen-Risiko-Verhältnis nach neuen Studien positiver ausfällt. Anderseits sind nun 9 der beanstandeten Mittel vom französischen Markt verschwunden. Das schützt kranke Menschen vor unsinnigen Therapien. „Vielleicht hat unsere Negativliste dazu beigetragen“, sagte Christophe Kopp von Prescrire auf dem letzten Meeting der ISDB, einer internationalen Organisation von Arzneimittelzeitschriften, die auf ihre Unabhängigkeit Wert legen.

„Von den 71 Wirkstoffen der französischen Liste waren 16 Wirkstoffe in Deutschland nie im Handel, 2 weitere nur vorübergehend“, ergänzte bei derselben ISDB-Tagung Wolfgang Becker-Brüser vom arznei-telegramm®, einem der Mitbegründer von GPSP. Es gibt also Unterschiede von Land zu Land. Aber eine länderübergreifende Negativliste ist geplant. Dann dürfte sich zeigen, ob nicht nur unabhängige Arzneimittelzeitschriften in Frank-reich und Deutschland Wirkstoffe wie Orlistat, die Gliptine oder bestimmte Cox-2-Hemmer in einer Negativliste aufführen. GPSP hat auf diese Mittel bereits früh einen kritischen Blick geworfen, weil sie nicht wirklich hilfreich sind oder riskanter als vergleichbare Arzneistoffe.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2015 / S.15