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Nicht ohne Risiko

Sublinguale Immuntherapie

Schon zweimal haben wir über die Immuntherapie mit Grazax® oder Oralair® bei einer Allergie auf Gräserpollen berichtet und mussten feststellen, dass der Nutzen dieser Mittel zur Hyposensibilisierung nicht besonders verlässlich belegt ist (GPSP 3/2015, S. 15 und 1/2007, S. 1). Auch kann es zu schweren allergischen Reaktionen kommen, nachdem die Mittel – wie vorgesehen – unter die Zunge gelegt worden sind. Darauf weisen die Fachinformationen der Hersteller hin.

Nun berichtet das arznei-telegramm®,2 dass Ärzte erneut heftige schockartige Reaktionen nach der „sublingualen Anwendung“ dieser Gräserpollenpräparate, die unter anderem Wiesenlieschgras enthalten, gemeldet haben.3 Sehr bedenklich ist: Auch wenn die Mittel anfangs gut vertragen wurden, kann bei nachfolgenden Anwendungen unvermittelt ein anaphylaktischer Schock drohen.

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat in den letzten fünf Jahren 45 Verdachtsberichte zu Schockreaktionen nach Allergenpräparaten mit Wiesenlieschgras erhalten, davon waren neun lebensbedrohlich. In den USA dürfen Ärzte beide genannten Mittel nur zusammen mit einem Gegenmittel für den Notfall verordnen: Dies ist ein Adrenalin-Autoinjektor, der rasch wirkt, wenn sich ein allergischer Schock ankündigt, etwa durch Schwellen der Zunge oder Atemnot (GPSP 5/2015, S. 14).

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2018 / S.14