Homöopathie – Information tut not
Das Oberlandesgericht Koblenz hat durchgegriffen und Hevert, einem Hersteller homöopathischer Arzneimittel, überzogene Werbeversprechungen untersagt. Für Calmvera® darf die Firma nicht mehr mit einer Förderung der Selbstheilungskräfte werben, weil die wissenschaftlichen Belege dazu nicht reichen.1 Und wenn aus Google-Einträgen spricht, dass Homöopathie und Selbstheilungskräfte zusammengehören, reicht das glücklicherweise vor Gericht ebenfalls nicht.
Es ist ein Kreuz mit der Homöopathie: Homöopathisch arbeitende Ärzte und Therapeuten nehmen sich meist erfreulich viel Zeit für ihre Patienten, aber homöopathische Arzneimittel kann man getrost als gehypte Placebos bezeichnen. Jeglicher anfangs noch vorhandene Wirkstoff verschwindet von Verdünnung zu Verdünnung und soll trotzdem – verklausuliert als „Potenzierung“ bezeichnet – immer besser und stärker wirken… Der historische Hintergrund dieser Therapieform hat mit Wissenschaft im Jahr 2016 wenig zu tun (siehe auch Buchtipp S. 22). Nur durch eine fragwürdige Ausnahmeregelung gibt es bei uns überhaupt homöopathische Präparate, und das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) akzeptiert sie. Manche dieser Mittel werden vom BfArM nur registriert, andere bekommen eine Zulassung für bestimmte Anwendungsbereiche – das alles auf abenteuerlicher Basis und ohne klinische Studien, mit denen üblicherweise Arzneimittel im Hinblick auf Nutzen und Risiken geprüft werden müssen.2
Wer sich sachlich über Homöopathie informieren möchte, kann das jetzt auf den Webseiten des Informationsnetzwerks Homöopathie tun (www.netzwerk-homoeopathie.eu). Da werden zum Beispiel in einer eigenen Rubrik Widersprüche dargelegt. Empfehlenswert dazu der Eintrag „Was hinter einer positiven Studie von Homöopathen steckt“. Und in der Rubrik Standpunkte findet man eine Auseinandersetzung mit dem Fehlschluss von Patienten „Mir hat die Homöopathie aber geholfen“.
Stand: 21. Juni 2016 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2016 / S.14