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© ananaline/iStock

Divertikulitis: Antibiotika nicht zwingend

Divertikel sind kleine Ausstülpungen der Dickdarmschleimhaut, die oft unbemerkt bleiben, sich aber auch entzünden und dann sehr schmerzhaft und sogar gefährlich sein können. Vielfach wird eine solche Divertikulitis mit einem Antibiotikum behandelt. Das muss aber bei einer akuten Divertikulitis nicht sein, sofern sie unkompliziert ist und nichts darauf hinweist, dass es besondere Risiken seitens des Patienten gibt. Mehrere Untersuchungen zeigten das bereits so deutlich, dass es in die Leitlinienempfehlungen für Ärzte und Ärztinnen einging. Aber: Die bisherigen Studien hatten durchweg das Manko, weder verblindet noch per Placebogruppe kontrolliert zu sein.
Diese Kritik ist nun überholt:3 In Neuseeland und Australien wurde eine Studie mit 190 Patienten durchgeführt, die an einer unkomplizierten Divertikulitis litten. Davon erhielt die eine Hälfte Antibiotika – zunächst intravenös, dann als Tablette – und die andere Hälfte wurde mit Placebos behandelt, die vom Antibiotikum äußerlich nicht zu unterscheiden waren. Die Zuteilung zur einen oder anderen Behandlungsgruppe war zufällig. – Das heißt, die Studie war auch randomisiert.

Und was kam heraus? Ohne Antibiotika müssen Patienten weder länger in Krankenhaus bleiben, noch in den ersten 30 Tagen danach häufiger zurück in die Klinik. Auch waren medizinische Eingriffe bei Personen, die statt des Antibiotikums ein Placebo bekommen hatten, nicht häufiger. Und in der Schmerzstärke und dem Auftreten von unerwünschten Ereignissen unterschieden sich ebenfalls beide Gruppen nicht signifikant.

Mit anderen Worten: Bei einer akuten, unkomplizierten Divertikulitis kann auf Antibiotika verzichtet werden, wenn keine besonderen Risiken – wie etwa ein Abszess – oder zusätzliche Erkrankungen der Betroffenen dagegen sprechen und wenn die Betroffenen ärztlich gut betreut sind.

Divertikulitis
GPSP 6/2017, S. 8

Studien mit Vergleichsgruppe
GPSP 1/2019, S. 19

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2020 / S.14