Zum Inhalt springen
© ananaline/iStock

Allergierisiko

Durch Hyaluronsäure?

Verschleiß und Unfall können zu schmerzhaften Knorpelschäden führen. Die sind mehr als nur lästig – und sie sind schwer zu behandeln. Alles Mögliche wird ausprobiert, um den dauernden Beschwerden beizukommen: von Physiotherapie und Akupunktur über Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente bis zu Hyaluroninjektionen ins Gelenk. Dass der Nutzen solcher Injektionen nicht gut belegt ist und Placeboeffekte eine größere Rolle spielen dürften, hat GPSP wiederholt berichtet (GPSP 1/2008, S. 15, 1/2009, S. 12). Auch haben wir darauf hingewiesen, dass jede Injektion ins Knie oder in ein anderes Gelenk das Risiko hat, dass dadurch Bakterien in das Gelenk gebracht werden können.

Dass Hyaluronpräparate, die gesetzlich Versicherte in der Regel als IGeL selbst bezahlen (GPSP 4/2014, S. 15), allergische Reaktionen auslösen können, ist bekannt und steht in den Produktinformationen der Hersteller. Ein anderes Problem kommt hinzu: Traditionell wird Hyaluronsäure aus Hahnenkämmen gewonnen. Zwar kann die Substanz auch gentechnisch produziert werden, aber noch immer beherrschen Produkte aus Mucopolysacchariden von Hahnenkämmen den Markt, die chemisch durch bakterielle Fermentation weiterverarbeitet werden. Diese Produkte sind offenbar eher allergieauslösend als die gentechnisch hergestellten.

Wie jetzt von Arzneiverordnung in der Praxis4 berichtet wurde, kennt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte 84 Meldungen zu unerwünschten Wirkungen, bei denen zuvor Hyaluronsäure ins Gelenk gespritzt wurde: von lokalen Schwellungen und Bläschenbildung, Fieber und Schüttelfrost bis zu Atemnot und Herzjagen, die für allergische Reaktionen typisch sind.

Was Hyaluronsäure und andere Produkte, in der Werbung als Gelenkschmiere bezeichnet, tatsächlich bewirken, ist bis heute unklar. Unbestritten ist indes: Wer Probleme mit seinen Fuß- oder Kniegelenken hat, tut gut daran, überflüssige Kilos zu verlieren und die Muskeln zu trainieren, die das Gelenk förmlich umschließen und stabilisieren.

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2018 / S.14