Gürtelrose-Impfung: Werbung mit der Angst
Auf den ersten Blick sieht die Zeitungsseite wie ein Artikel mit einer Werbung in der Ecke aus. In Wirklichkeit ist sie aber eine Anzeige. Sie wurde in verschiedenen Tageszeitungen geschaltet. Informationen über Impfungen für die Allgemeinheit sind zulässig. Eigentlich sind dafür in erster Linie Behörden zuständig. Hier spielt der Anbieter der einzigen vom Robert-Koch-Institut (RKI) empfohlenen und von den Kassen bezahlten Gürtelrose-Impfung mit der Angst.
- Information oder Werbung? Die Hinweise „Anzeige“ sind leicht zu übersehen.
- Eine typische Geschichte? Einzelerfahrungen kann man nicht generalisieren.
- Schlimmstes Erlebnis ihres Lebens? Wie häufig ist das tatsächlich?
- Ein Drittel mit Nervenschmerzen für zwei Jahre? Was bedeutet das genau?
- Schockbild Jüngere Menschen sind selten betroffen.
Zwei bis drei von zehn Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an Gürtelrose. Zwischen 5 % und 20 % der Erkrankten leiden an länger anhaltenden Nervenschmerzen, die Wochen, Monate oder sogar Jahre anhalten können. Personen mit Immunschwäche oder über 80 Jahre können auch häufiger betroffen sein.1,2
In der Anzeige wird aber behauptet: „Im Schnitt leiden die Betroffenen fast zwei Jahre lang unter starken Schmerzen.“ Das dürfte nicht für alle Menschen mit Gürtelrose stimmen. Mögliche unerwünschte Effekte der Impfung, darunter auch seltene schwere Nebenwirkungen, werden in der Werbung gar nicht erwähnt.3 Eine Impfung gegen Gürtelrose kann durchaus sinnvoll sein. Dabei sollten Nutzen und Schaden abgewogen werden.4 Übertreibungen sind für eine nüchterne Entscheidung aber kontraproduktiv.
Stand: 2. März 2023 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2023 / S.28