Musik und Hühnerfleisch
Was Krankenversicherungen der Öffentlichkeit mitteilen, ist meist etwas trocken. Flotter als die Konkurrenz ist die private Central Krankenversicherung unterwegs. Im Januar brachte sie Musik in die Journalistenbuden mit ihrer Meldung „Lady Gaga und U2 stärken das Immunsystem“.1 Echt überfällig, dass die „Central Gesundheitsexperten … Top-Hits der letzten Jahre auf ihren gesundheitlichen Effekt hin analysiert haben.“ Sie erklären uns, Musikwirkung sei vor allem eine Frage des Tempos, der beats per minute (bpm). Ihre Ergebnisse haben sie kundenfreundlich in eine Tabelle gesteckt: Mit Highway to hell (120 bpm) schafft man demnach „Abbau von Aggressionen“, Aber bitte mit Sahne (120 bpm) „verbessert die Leistungsfähigkeit“ – übrigens bei gleichem Tempo, was etwas verwirrend ist – und Alejandro (80 bpm) hat eine „aufputschende Wirkung“ und „wirkt insbesondere auf Frauen“. Wie bitte? Belege? – Gab’s da Versuchsreihen in den Büros der Versicherung?
Zum Valentinstag dann die Topinfo:2 „Kuscheln, Küssen und sexuelle Aktivitäten wirken sich positiv auf den Blutdruck und das Herz-Kreislaufsystem aus“, so ein Arzt und Central-Gesundheitsexperte. Vorher? Dabei? Danach? Um auch Partnerlosen zu helfen, hat man bei der Versicherung womöglich sogar fleißig gekocht und so bestätigt, was irgendwelche japanischen Forscher mal herausgefunden haben wollen: „Das Geflügelfleisch, besonders Hühnerbeine und Hühnerfüße, enthält spezielle Eiweiße, die ähnlich wie Medikamente zur Blutdrucksenkung wirken.“ Wie praktisch!
Stand: 1. April 2011 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2011 / S.07