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Das Letzte: Corona-Trittbrettfahrer

„Haben Sie ein Viren-Notfall-Set zu Hause?“ fragt die Pharmafirma ABC Healthcare mit einer Pressemitteilung zum Coronavirus.1 Und schreibt, wir bräuchten alle „ein solides Abwehrbollwerk gegen grassierende Viren und Bakterien“. Das hat die Firma natürlich parat: „Eine regelmäßige Dosis eines hochwertigen liposomalen Vitamins C könnte eine effektive Lösung sein.“

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 110 mg Vitamin C pro Tag für Männer und 95 mg pro Tag für Frauen. Ausreichend Vitamin C – das ist in aller Regel schon durch unsere normale Nahrung gesichert. Das von ABC Healthcare angepriesene Produkt enthält mit 1.000 mg rund zehnmal so viel, und wird angeblich wegen seiner speziellen Zubereitungsform vom Körper auch noch stärker aufgenommen als gewöhnliches Vitamin C. Also ein doppelter Overkill.

Dummerweise gibt es keine überzeugenden Belege dafür, dass man mit hohen Dosen von Vitamin C virale Infekte verhindern oder behandeln kann.2 ABC Healthcares einziger „Beweis“: Ein dubioses YouTube Video, das einen Neuseeländer zeigt, der angeblich fast an Schweinegrippe gestorben wäre, und durch hohe intravenöse Dosen von Vitamin C gerettet worden sei.

Derzeit gibt es kein Medikament, das gezielt gegen das Coronavirus wirkt. Irgendeinen wissenschaftlichen Beweis, dass Vitamin C vor der Ansteckung mit dem Coronavirus schützt oder bei der Behandlung helfen könnte, legt ABC Healthcare nicht vor. Aber darauf kommt es auch gar nicht an, Hauptsache man surft auf der Angstwelle mit und steigert den Absatz seiner Produkte. Und nur mal nebenbei: Zuviel Vitamin C kann auch schaden, es fördert Nierensteine.3

Bislang kommuniziert das Robert-Koch-Institut nur verhalten: Es hält das Risiko, sich am Coronavirus in Deutschland anzustecken, für gering.4 Und die Sterblichkeit scheint auch nicht viel anders als bei Grippe. Also bleibt, was auch zur Vorbeugung bei Erkältungskrankheiten und Grippe gilt: Andere nicht anhusten und sich auch möglichst nicht anhusten lassen, regelmäßig Hände waschen.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2020 / S.18