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Von Feen und Hormönchen

„Velafee“ hat ein Pharmakonzern aus Madrid seine neue Antibabypille getauft. Da haben die Dichter und Denker der Firma doch wirklich einen strategisch klugen Wortmix in die Welt gesetzt. Nicht nur die Vorsilbe des Unternehmens VelVian kommt hier wunderbar zur Geltung, sondern leicht wie eine Fee schwebt die zarte Wortschöpfung in Aug und Ohr. Das muss so sein, sicher. Denn mit profaner Verhütung haben moderne Pillen nichts mehr am Hut. Jedenfalls fast nichts. Die Hormönchen sollen vor allem schön machen (siehe S. 8). Mit den Dichterworten aus dem Hause VelVian liest sich das „Velafee … ist … bezaubernd gut zu Haut und Haar“.1 Und natürlich kann diese Fee noch mehr, nämlich für einen „märchenhaft stabilen Zyklus“ sorgen.

Aber noch tiefer führen uns die Werbestrategen in ihren Märchenwald: Bei Frauen dreht sich bekanntlich alles um das Aussehen. Das wissen wir doch dank Schneewittchen, den Sieben Zwergen und dem ehrlichen Spiegel. Vor dem muss jedes Mädchen, jede Frau bestehen. Außergewöhnliches erreichen da offensichtlich die madrilenischen Pillendreher und engagieren sich, damit „Spiegel und Seele mit voller Überzeugung sagen: Mir geht es gut.“

Noch besser, wenn eine gute Fee sogar bei der Preisgestaltung ihre Hände im Spiel hat und die Pillen- Konkurrenz preislich unterschwebt wird: „Darüber hinaus ist Velafee feentastische 50% günstiger als Valette!“ Das es noch deutlich billigere Pillen gibt, dafür kann die spanische Fee ja nichts.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2012 / S.11