Zum Inhalt springen
©Schlierner/ fotolia

Hormonvorstufe als Nahrungsergänzung?

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat kürzlich das Produkt LGD-Xtreme beanstandet und veranlasste den Anbieter, dieses Nahrungsergänzungsmittel in den USA aus dem Handel zurückzurufen. Es enthält ein Prohormon und wird auch auf deutschsprachigen Internetseiten beworben.

Bei dem Wirkstoff handelt es sich um LGD-4033 – auch Ligandrol genannt. Es ist eine Vorstufe des männlichen Hormons Androgen, ein so genanntes Prohormon. In zugelassenen Arzneimitteln kommt es nicht vor, dürfte jedoch – nach unserer Einschätzung – aufgrund seiner Wirkweise überhaupt nur als verschreibungspflichtiges Arzneimittel vertrieben werden. Voraussetzung dafür wäre aber eine entsprechende behördliche Zulassung. Trotz der geringen wissenschaftlichen Kenntnisse zu Ligandrol wird es in der Bodybilderszene als „nebenwirkungsfrei“ beworben. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA betont, dass bisher die Risiken von Ligandrol „unbekannt“ sind. Die Folgen der Einnahme sind somit unkalkulierbar und riskant. Dies gilt vor allem in Bezug auf Spätfolgen oder unerwünschte Effekte, die bei Langzeitgebrauch auftreten können. Krebs ist beispielsweise nicht auszuschließen.

Umfangreiche Hinweise auf bedenkliche Nahrungsergänzungsmittel finden Sie in unserer Internetdatenbank „Gepanschtes“, die wir soeben um neun bedenkliche Produkte erweitert haben: Im Internet (www.gutepillen-schlechtepillen.de/heft-archiv/gepanschtes/) finden Sie Näheres zu inzwischen mehr als 1.650 illegalen Nahrungsergänzungsmitteln.

Damit haben Sie Zugriff auf die wahrscheinlich weltweit umfangreichste öffentlich zugängliche Datenbank zu gepanschten Produkten. Aber: Selbst die größte Datenbank zu gepanschten Nahrungsergänzungsmitteln kann nur die Spitze des Eisbergs abbilden.

 

Mit chemischen Potenzmitteln gepanscht

Produkt: gepanscht mit

Bio Herbs Coffee: Tadalafil
Black Label X: Sildenafil
Super Samurai-X: Sildenafil + Sildenafil-Variante
Tiger X: Sildenafil + Sildenafil-Variante

Sildenafil und Tadalafil: Sildenafil ist der Wirkstoff des Potenzmittels Viagra® (auch in zahlreichen Generika erhältlich), Tadalafil ist als Cialis® im Handel. Die Panscherei von Nahrungsergänzungsmitteln mit solchen verschreibungspflichtigen erektionsfördernden Mitteln ist besonders heimtückisch und kriminell. Sie gefährdet Verbraucher erheblich, denn manche Menschen müssen gerade solche chemischen Erektionsförderer meiden, beispielsweise Herzkranke, die gleichzeitig Nitropräparate wie Isosorbiddinitrat (ISDN) oder ähnliche Arzneimittel gegen Angina pectoris einnehmen (GPSP 2/2013, S. 4 –https://gutepillen-schlechtepillen.de/angina-pectoris/). In Kombination mit einem chemischen Erektionsförderer wie Sildenafil kann der Blutdruck lebensbedrohlich abfallen. Vor allem wer aus medizinischen Gründen chemische Erektionsförderer meiden muss, erhofft sich jedoch möglicherweise Hilfe von Nahrungsergänzungsmitteln, und ist unwissentlich gefährdet, wenn er an ein gepanschtes Produkt gerät.

Sildenafil-Varianten: Hierbei handelt es sich um doppelt bedenkliche Panschereien. Neben den bei Sildenafil genannten Bedenken kommt hinzu, dass die chemischen Varianten bislang überhaupt nicht oder völlig unzureichend beim Menschen geprüft worden sind. Die unerwünschten Wirkungen lassen sich also nicht kalkulieren.

Mit Appetithemmern gepanscht

Produkt: gepanscht mit

3rd Degree: Sibutramin
Black Gold X Advanced: Sibutramin
Step 2: Sibutramin
Super Herbs Kapseln: Sibutramin + Desmethylsibutramin und/oder Phenolphthalein*
* Super Herbs wurde in GPSP 1/2016 bereits als mit Sibutramin gepanscht gelistet (https://gutepillen-schlechtepillen.de/betruegerische-produkte-erkennen/). Jetzt wurden weitere nicht deklarierte Bestandteile entdeckt.

Sibutramin: Sibutramin war 1999 bis 2010 als verschreibungspflichtiges Arzneimittel (Reductil®) im Handel. Dann musste es – längst überfällig – weltweit wegen seines Herz-Kreislauf-schädigenden Potenzials aus dem Handel gezogen werden (GPSP 2/2010, Seite 8 – https://gutepillen-schlechtepillen.de/kurz-und-knapp-endlich-sibutramin-reductil-vom-markt/). Sibutramim kann den Blutdruck und die Herzschlagrate erhöhen und gefährdet vor allem Menschen mit koronarer Herzkrankheit (Angina pectoris), Herzrhythmusstörungen oder Schlaganfall in der Vorgeschichte. Es drohen Herzinfarkt, Herzstillstand, Schlaganfall u.a. Auch wenn gleichzeitig bestimmte andere Medikamente eingenommen werden, sind lebensbedrohliche Folgen möglich.

Bei Desmethylsibutramin handelt es sich um einen Wirkstoff, der im Körper als Abbauprodukt von Sibutramin entsteht und der eventuell ebenfalls zur Verringerung von Appetit beiträgt, dessen Ausmaß unerwünschter Wirkungen jedoch unzureichend bekannt ist.

Phenolphthalein: Die abführend wirkende Chemikalie Phenolphthalein wurde früher z.B. als Darmol® Abführschokolade verkauft. Ein Abführmittel kann einen vorübergehenden Gewichtsverlust vorgaukeln, weil der Darm entleert wird. Aber es macht nicht dauerhaft schlank, sondern vielleicht sogar krank. Phenolphthalein ist nämlich bereits seit vielen Jahren wegen seines krebsauslösenden Potenzials nicht mehr als Arzneimittel im Handel. Bei langfristiger Einnahme kann es zu Magen-Darm-Störungen, Herzrhythmusstörungen, Krebs und anderen unerwünschten Folgen kommen.

Mit hormonartiger Substanz gepanscht

Produkt: gepanscht mit

LGD-Xtreme: LGD-4033 (Ligandrol)

LGD-4033, auch Ligandrol genannt, ist eine Hormonvorstufe, ein so genanntes Prohormon, das in den Androgen-Haushalt des Körpers eingreift. Es ist nicht in zugelassenen Arzneimitteln enthalten, dürfte jedoch nach unserer Einschätzung aufgrund seiner Wirkweise nur als verschreibungspflichtiges Arzneimittel vertrieben werden, eine entsprechende behördliche Zulassung vorausgesetzt. Trotz der geringen Kenntnisse zu Ligandrol wird es in der Bodybilderszene als „nebenwirkungsfrei“ beworben. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA betont hingegen, dass die Risiken von Ligandrol „unbekannt“ sind. Die Folgen der Einnahme sind somit unkalkulierbar. Dies gilt vor allem in Bezug auf Spätfolgen oder unerwünschte Effekte, die nach Langzeitgebrauch auftreten können. Krebs ist beispielsweise nicht auszuschließen.

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2016 / S.27