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©Christian Wagner

„Dr. Rath“ gefährdet das Leben von AIDS-Kranken

hriDer berüchtigte Vitamin-Guru „Dr. Matthias Rath“ treibt weltweit sein Unwesen. Mit der Behauptung, seine Vitamine könnten Krebs heilen, hat er schon viel Unheil angerichtet. Nun überschütten seine Werbekampagnen auch Entwicklungsländer.

Die Firma Dr. Rath hat negative Berühmtheit erlangt. Die behauptete Wirksamkeit ihrer hochdosierten Vitaminprodukte ist wissenschaftlich nicht haltbar, ihre Waren in Deutschland nicht als Medikamente zugelassen. Raths Verkaufsrezept ist eine Verschwörungstheorie: Rath spielt sich als Retter vor den Machenschaften der Pharmaindustrie auf, wettert gegen deren Patente, lässt sich aber auf der anderen Seite seine eigenen Produkte ebenfalls patentieren.1

Gefährliche Scharlatanerie

Spektakuläres Opfer seiner „Heilkunst“ war der achtjährige krebskranke Dominik F., der am 1.11.2004 starb. Mehrfach war das schwerkranke Kind auf der Bühne vorgeführt worden: „Rettet Dominik und Millionen andere Krebspatienten! Beendet das Pharma-Geschäft mit dem Krebs!“2 Rath spielt mit der Angst der Menschen und setzt ihr Leben aufs Spiel – wie bei Dominik. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), das Berliner Universitätsklinikum Charité und viele renommierte Mediziner haben wiederholt vor einer Krebstherapie mit Vitaminpräparaten gewarnt.3

AIDS bedroht Afrika

Nun hat die Firma Dr. Rath neue Opfer gefunden. AIDS ist vor allem eine Bedrohung für die Dritte Welt. Von 40 Millionen Infizierten weltweit leben 30 Millionen in Afrika. AIDS ist eine tödliche Krankheit. Sie kann bisher nicht geheilt werden. Aber es gibt Medikamente, die den Ausbruch der Erkrankung hinauszögern und das Leben der Betroffenen um viele Jahre verlängern können. Das größte Problem ist der hohe Preis dieser Behandlung. Die Medikamente für die Therapie sind in den meisten armen Ländern unbezahlbar.

Vitamine gegen AIDS?

Deshalb haben sich in Südafrika viele Betroffene in der Treatment Action Campaign (TAC) zusammengeschlossen. Sie fordern ihre Regierung auf, den Menschen eine vernünftige Therapie zu sichern, was jetzt endlich durch mühsam erstrittene Preissenkungen für AIDS-Medikamente möglich wäre. Und gerade jetzt verunglimpft die Firma Dr. Rath die südafrikanische Kampagne TAC in einer großen Werbeaktion. Sie behauptet, TAC sei ein verlängerter Arm der Pharmaindustrie und fordert im selben Atemzug HIV-Positive auf, Vitamin-Präparate aus dem Hause Dr. Rath zu kaufen. „Dies bedroht unsere Arbeit“, schreibt Nathan Geffen von TAC, „alleine in Südafrika sind über fünf Millionen Menschen HIV-infiziert“. Und sie brauchen die lebensverlängernden AIDS-Medikamente.

Proteste gegen Rath

Die südafrikanische Werbekontrollbehörde ASA (Advertising Standards Authority of South Africa) untersagte kürzlich Rath die Weiterverbreitung seiner Behauptungen. Die südafrikanische Ärztevereinigung verurteilte die Propaganda des Vitaminguru Rath. In einer gemeinsamen Stellungnahme warnten Weltgesundheitsorganisation, UNAIDS und UNICEF vor den Behauptungen von Rath. 4

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2005 / S.11