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© Jakob Frey-Schaaber

Mit Nebenwirkungen Geld verdienen

Unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln fallen oft erst nach der Zulassung auf. Deshalb ist es wichtig, dass Ärzte, Apotheker und Patienten solche Ereignisse den zuständigen Behörden melden. Diese machen dann die neuen Erkenntnisse öffentlich. Seit Kurzem bietet auch das Software-Unternehmen Medikura Patientinnen und Patienten eine Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden. Warum drängt ein kommerzieller Anbieter auf den Markt, wo es doch gut etablierte Wege für die Meldung gibt?

Medikura ist ein Trittbrettfahrer, denn die Firma reicht die Meldung an die dafür gesetzlich vorgesehenen Stellen weiter. Ihre eigentliche Zielgruppe sind nicht Patienten, sondern Ärzte, Krankenkassen und Pharmafirmen, die ihre Software  kaufen sollen. Als Mehrwert wird die „Steigerung der Kundenzufriedenheit“ angepriesen: „Verstehen Sie, wie es Ihren Kunden bei der Einnahme von Medikamenten geht und leiten Sie daraus Maßnahmen ab – stets anonymisiert.“

Und da wären wir beim Thema Datenschutz. Es ist problematisch, einem privaten Anbieter sehr persönliche Daten zu übermitteln. Und was das Misstrauen nährt, ist die Einwilligungserklärung, die jeder akzeptieren muss, der bei Medikura eine Nebenwirkung melden möchte. Denn daraus geht nicht hervor, dass Ihre Daten von Medikura selbst oder der Einrichtung, die das Meldeportal nutzt, ebenfalls ausgewertet werden können. Mit Ihren Daten lässt sich also Geld verdienen.

Was tun? Erster Ansprechpartner bei unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist Ihr Arzt, bei rezeptfreien Arzneimitteln auch Ihre Apotheke: Beide melden Nebenwirkungen den Behörden. Und Sie können eine fachliche Beratung erwarten, damit weiteren Schaden abwenden und Behandlungsalternativen erfahren.

Sie können auch selbst bei der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft1 und den Zulassungsbehörden2 Nebenwirkungen melden. GPSP meint: Die Arzneimittelsicherheit ist eine öffentliche Aufgabe. Und es hilft nicht, das etablierte Meldesystem zu zersplittern.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2019 / S.03