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© Martin Wahlborg/ iStockphoto.com

Pfusch bei Brustimplantaten

Die französische Firma PIP hat jahrelang Brustimplantate mit minderwertigem Silikon verkauft (GPSP 1/2012, S. 14). Was sind die Folgen für betroffene Frauen?

Der Abschlussbericht von Experten der britischen Gesundheitsbehörde NHS klingt zunächst positiv: Untersuchungen in verschiedenen Ländern haben keine Hinweise auf zellschädigende oder krebsauslösende Effekte des minderwertigen Silikons der Firma PIP (auch von Rofil Medical, Niederlande, vertrieben) ergeben.2 Der Bericht macht allerdings deutlich, wie schlecht die Implantate von PIP sind: Sie reißen zwei- bis sechsmal häufiger als andere Brustkissen. Auch ist drei- bis fünfmal häufiger mit Entzündungen und anderen lokalen Reaktionen zu rechnen.1

Dies spiegelt sich in aktuellen Auswertungen aus Deutschland wider. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) weiß inzwischen, dass hierzulande mehr als 5.000 Frauen insgesamt über 9.000 PIP-Brustimplantate getragen haben, vermutet aber, dass es wesentlich mehr sind. Bei über 1.000 Frauen wurden die Silikonkissen in diesem Jahr vorsichtshalber herausoperiert. Jede vierte Frau hatte dabei mindestens ein gerissenes Implantat. Jedes fünfte Implantat erwies sich zudem als undicht. Das ausgetretene Silikon kann im umgebenden Gewebe Entzündungen hervorrufen, sich im Körper verteilen und sich zum Beispiel in Lymphknoten der Achselhöhle ansammeln. Die Gewebeschäden verhindern manchmal, dass beim operativen Entnehmen des Implantats gleich ein neues eingesetzt werden kann.1,2

Misslich ist, dass sich bei Nachsorgeuntersuchungen nicht zuverlässig feststellen lässt, ob ein Implantat stabil ist. Nach wie vor empfehlen die Behörden daher, vorsichtshalber die minderwertigen PIP-Silikonimplantate zu entfernen.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2012 / S.06