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© Kwangmoozaa/iStock

Antibiotika-Forschung durch Gutscheine ankurbeln?

Obwohl die vorhandenen Antibiotika bei manchen Pati­ent:in­nen wegen Resistenzen nicht mehr wirken, werden kaum neue entwickelt. Warum ist das so? Weil neue Antibiotika nur als Reservemittel genutzt werden sollten, lässt sich damit nicht viel Umsatz erzielen. Für die Industrie ist die Forschung für Medikamente gegen Krankheiten wie etwa Krebs viel lukrativer.

Deshalb hatte die Europäische Kommission eine vermeintlich schlaue Idee. Als Belohnung für ein neues Antibiotikum winkt ein Gutschein: Die Firma erhält für ein beliebiges anderes Medikament ein zusätzliches Jahr Exklusivvermarktung innerhalb der EU. Sie kann den Voucher auch meistbietend an ein anderes Unternehmen verkaufen. Wen wundert’s, dass dieser Vorschlag ursprünglich vom europäischen Pharmaverband EFPIA stammt?1

Warum das keine gute Idee ist? Der europäische Verbraucherverband hat ausgerechnet, dass zum Beispiel ein Jahr zusätzlicher Schutz für das Brustkrebsmedikament Trastuzumab für die europäische Gesundheitsversorgung Mehrausgaben von 600 Mio. € bedeutet hätte – deutlich mehr, als die Entwicklung eines neuen Antibiotikums kostet. Eine Reihe von EU-Mitgliedsstaaten lehnt den Vorschlag der Kommission ab. Sie halten stattdessen eine öffentliche Förderung der Antibiotika-Forschung für angezeigt, die gezielt die Therapielücken schließt. Außerdem fordern sie, dass per EU-Gesetz der rationale Einsatz von Antibiotika vorgeschrieben wird. Denn viele Bakterien entwickeln Resistenzen wegen des ungezielten oder unnötigen Einsatzes von Antibiotika – und das übrigens nicht nur bei Menschen, sondern auch in der Tierhaltung.

  1. Pharma-Brief (2022) Nr. 10, S. 8

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2023 / S.03