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©Diego Cervo/ iStockphoto.com

Älter werden

Besser ohne Testosteron-Gel

Wenn Männer in die Jahre kommen, sinkt ihr Testosteronspiegel. Das ist normal (GPSP 2/2015, S. 19). Nur krankhafte Störungen, die als Hypogonadismus bezeichnet werden, weil die Keimdrüsen zu wenig Hormon bilden und abgeben, sollten mit Testosteron behandelt werden. Beim altersgemäßen Absinken des Testosteronspiegels spricht jedoch sehr viel ­dagegen.

Das haben bereits mehrere Studien gezeigt (GPSP 6/2010, S. 10). Eine aktuelle, sehr umfangreiche und gut geplante mit knapp 700 Männern, die im Schnitt 72 Jahre alt waren, bestätigt das. Diese randomisierte und placebokontrollierte US-Studie (GPSP 3/2011, S. 12) ergab, dass es wenig bringt, 12 Monate lang ein Testosteronpflaster zu verwenden, wenn „mann“ auch sexuell kein junger Spund mehr ist, sich weniger fit, weniger vital oder öfter niedergeschlagen fühlt als Jahre zuvor.1

Kürzlich wurden zwei weitere Fragestellungen der Studie ausgewertet:2 Kann das Testosteronpflaster die Gedächtnisleistung verbessern? Und: Wirkt es den verkalkten und nicht-verkalkten Ablagerungen der Herzkranz­gefäße entgegen?

Die Antworten sind ernüchternd und passen ins Bild. Was die Gedächtnisleistung angeht, lassen sich keine positiven Effekte erkennen – nicht einmal in der Tendenz – stattdessen negative Effekte im Blutbild. Und was die Verengung von Herzkranzgefäßen betrifft, sieht die Sache noch schlimmer aus: Bei Männern, die ein Placebo auf die Haut aufgetragen hatten, schritt die Bildung von Plaques – und damit der Verengung von Herzkranzgefäßen – langsamer voran als bei Männern, die 12 Monate lang ein Testosteron-Gel auf die Haut aufgetragen hatten. Da erübrigt sich ein Fazit.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2017 / S.06