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Chronische Hautprobleme

Menschen mit chronischen Krankheiten sind für Arzneimittelhersteller wichtige Kunden: Sie brauchen oft ein Leben lang Medikamente. Deshalb wird in Patientenzeitschriften für bestimmte Arzneimittel geworben.

Die Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine chronische Erkrankung, bei der sich die Hautzellen übermäßig vermehren. Dadurch können sich am ganzen Körper schuppende und entzündete Stellen bilden. Psychische und soziale Probleme sind oft die Folge. Psoriasis ist nicht heilbar. In Zeitschriften für Psoriasis-Kranke wird – trotz des Werbeverbots (siehe S. 13) – indirekt für diverse rezeptpflichtige Arzneimittel geworben. Wir haben als Beispiel eine Anzeige von Hermal/Biogen Idec ausgewählt. Auch wenn der Name des Präparats nicht direkt genannt wird, ist offensichtlich, dass es sich um Werbung für das verschreibungspflichtige Fumaderm® handelt.

Anzeige von Hermal/Biogen Idec
Abbildung aus PSO aktuell Nr. 4/Dez. 2007 S. 13
  • Keine Seitensprünge? Werbung spielt gerne mit erotischen Doppeldeutigkeiten. Dabei geht es aber hier vor allem um die Treue zum Hersteller.
  • Einfache und effektive Therapie? Die Anzeige verschweigt die teilweise starken Nebenwirkungen.
  • Hohe Langzeitsicherheit? Bei vielen Patienten muss die Behandlung wegen Blutschäden abgebrochen werden (z.B. wegen bedrohlicher Abnahme der weißen Blutkörperchen). Deshalb sind während der Behandlung regelmäßig die Blutwerte zu kontrollieren.
  • Die genannte Internetseite lenkt gezielt auf Fumaderm®. Dessen Wirkstoffe werden als einzige im Detail vorgestellt.
  • Eine Telefonhotline verspricht Beratung. Aber Vorsicht: Kein Hersteller berät unabhängig.

Fumaderm® enthält Fumarsäureester. Es ist für schwere Psoriasis zugelassen. Sehr häufig (also bei mehr als einem von zehn Anwendern) ist mit Nebenwirkungen wie Durchfall, Hitzewallungen und Veränderungen des Blutes zu rechnen. Viele Menschen brechen deshalb die Behandlung mit Fumaderm® ab. Das Urteil der kritischen Fachliteratur reicht heute von „nicht vorbehaltlos zu empfehlen“1 bis zu „Anwendung nicht vertretbar“2.

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2008 / S.16