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Blütenträume zum Kauen?

Die Bachblüten-Therapie hat sich in den 1930er Jahren der britische Arzt Edward Bach ausgedacht. Wir haben ein Produkt unter die Lupe genommen, das – ganz trendy – in vier Sorten als Kaugummi vermarktet wird.1

Bach nahm an, dass Krankheiten durch ein Ungleichgewicht emotionaler Zustände entstehen. Mit Hilfe von Produkten aus 38 „Bachblüten“ wollte er das Gleichgewicht wieder herstellen. Bestimmte Aufbereitungs- und Kochprozeduren sollten die „Schwingungsenergie“ der Blüten im Wasser speichern.2 Das Wasser wird mit Alkohol konserviert und meist in Fläschchen abgefüllt. Wirkstoffe lassen sich in den Bachblüten-Produkten nicht nachweisen. Eine Mixtur aus fünf „Blüten“ soll als „Notfallmischung“ bei Prüfungsangst und anderen Unruhezuständen nützlich sein. „Notfall- Blüten“ gehört zu den beliebtesten Bachblüten-Produkten.

Werbung für Bachblüten-Produkte
Abbildung: www.lemonpharma.com
  • Energie ist von einem Plazebo-Kaugummi, der zudem nur Süßstoff enthält, nicht zu erwarten.
  • Alles Gummi: Bachblüten nicht als Tropfen sondern als Kaugummi. Das Marketing greift „junge“ Lebensgewohnheiten auf und will Bachblüten damit auch für jüngere Käufer interessant machen.
  • Konzentration: Verbesserte Konzentration wünschen sich Viele. Kauen hilft wohl kaum.
  • Notfall ist, was der Kaugummifreund für einen Notfall hält. Also notfalls immer anzuwenden!
  • Selbstvertrauen? Bachblüten enthalten keine Wirkstoffe. Gesteigertes Selbstvertrauen lässt sich nur durch den Plazeboeffekt erklären.

Eine Wirkung von Bachblüten ist wissenschaftlich nicht belegt. Viele Veröffentlichungen sind für eine objektive Beurteilung unbrauchbar. Nach akzeptablem Standard durchgeführte Studien zeigen, dass Bachblüten nicht besser wirken als ein Plazebo.3,4 Insofern überrascht es nicht, dass Bachblüten am häufigsten bei psychischen Problemen und bei Schmerzen angewendet werden, wo Plazebo-Effekte eine große Bedeutung haben. Gegen „Stress im Alltag“ hilft Vieles, womöglich auch ein Kaugummi, der „Sonnenschein gespeichert“ haben soll. Man muss nur dran glauben. „Selbstvertrauen“ haben vor allem die Hersteller, die solche Plazebo-Produkte für 5,95 € pro Packung verkaufen.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2010 / S.20